BWI Ausgabe 01/2024

Ganz Deutschland? Das sollte man denken, schließlich erfreut sich die Bundesförderung Energieeffiziente Gebäude (BEG) im Zusammenhang mit Wärmepumpen wachsender Beliebtheit. In den Medien tauchen vor allem Einfamilienhäuser beim Thema Wärmepumpe auf; Mehrfamilienhäuser sind hier weniger präsent. Der Eindruck täuscht. Das just novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG) gilt analog zum Einfamilienhaus auch für Mehrfamilienhäuser: Neue Heizungen müssen auch hier die Heizwärme mit einem Anteil von 65 Prozent erneuerbarer Energien oder unvermeidbarer Abwärme erzeugen. Eigentümer:innen stehen dafür verschiedene Optionen offen, wobei die Wärmepumpe häufig am geeignetsten erschein. Und Förderung gibt’s auch. In Bezug auf Wohnungen ist das aber nicht so ganz einfach: Mieter:innen sind an ihre Vermieter:innen und Wohnungseigentümer:innen an ihre Eigentümergemeinschaften gebunden. Hinzu kommt: Für Erd- und Luft-Wasserwärmepumpen steht im Vergleich zu Einfamilienhäusern manchmal auch nur eine begrenzte Grundstücksfläche zur Verfügung. Was geht? Zentralisierung mit Großwärmepumpen: Bei vorhandener Zentralheizung im Heizkeller, kann diese meist problemlos gegen eine oder mehrere Foto: Pixabay/HarmvdB Großwärmepumpen getauscht werden. Hybridlösungen sind auch denkbar, in der der vorhandene Heizkessel neben neuen Wärmepumpen weiterbetrieben werden. Zentralisierung mit Strangsanierung: In Mehrfamilienhäusern mit Etagenheizung, lassen sich häufig freiwerdende Kaminzüge für die Vor- und Rücklaufleitungen zur nachträglichen Gebäudezentralisierung mit Großwärmepumpen nutzen. Etagenheizungen mit Wärmepumpe: Auch Etagenheizungen lassen sich gegen Wärmepumpen. Ein solches Projekt wurde 2023 erfolgreich in einem Braunschweiger Neunfamilienhaus umgesetzt und die Außeneinheiten der Luft-Wasser-Wärmepumpen an der Fassade montiert. Auch Dachmontagen, in besondere auf Flachdächern, sind denkbar. Zusätzlich zur energetischen ist dann auch eine baufachliche Beratung erforderlich. Was ist noch empfehlenswert? Grundsätzlich sollten Wohnungen mit den geringstmöglichen Vorlauftemperaturen beheizt werden. Eine geeignete Wärmeübergabe ist hier wesentlich. Eine Fußbodenheizung wäre zwar ideal, ist in den meisten Wohnungen aber nicht vorhanden. Viele Heizkörper sind bereits für geringe Vorlauftemperaturen geeignet. Wo es nicht passt, könnten Niedertemperaturheizkörper nachgerüstet werden. Die Beseitigung von Undichtigkeiten an Türen, Fenstern, Dachbodenklappe etc. wie auch der hydraulische Abgleich reduzieren ebenso die erforderliche Vorlauftemperatur. Auf korrekte Dimensionierung achten Eine Wärmepumpe muss auch korrekt dimensioniert und eingeregelt werden, da zu leistungsstarke Geräte im Taktbetrieb arbeiten, der neben der Effizienz die Haltbarkeit des Gerätes einschränkt. Auch Pufferspeicher verringern das Takten und helfen, die Außeneinheiten abzutauen. Zudem sollten Bewohner die Temperatur zwischen den Räumen möglichst konstant halten. In ungenutzten Räumen sollte die Temperatur nicht um mehr als zwei bis drei Grad Celsius abgesenkt sein. Separate Warmwasserbereitung, beispielsweise per Durchlauferhitzer, wirkt für die Wärmepumpe effizienzerhöhend. Eine Wärmepumpe sollte als Faustwert pro Kilowattstunde Betriebsstrom circa drei Kilowattstunden Wärme (Jahresarbeitszahl 3) oder mehr erzeugen. Ein Betriebsmonitoring macht schnell Optimierungsmöglichkeiten sichtbar. Energieberater:innen können WEG mit Sanierungskonzepten unterstützen. Florian Lörincz ENERGIEEXPERTE FLORIAN LÖRINCZ ÜBER WÄRMEPUMPEN FÜR MEHRFAMILIENHÄUSER Ganz Deutschland ist von der Heizwende erfasst Foto: Lörincz Sachverständigenbüro für Bausanierung und Energieberatung Dipl.-Ing. (FH) Florian Lörincz Berater der Verbraucherzentrale Niedersachsen Boysenstr. 6, 31134 Hildesheim Tel. 05121 / 87 71 31, Mobil 0177 / 70 78 57 4 26 ENERGIESPAREN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQwNjM=