HENRY BORN, Jahrgang 1965, studierte Architektur und absolvierte ein Referendariat mit der Fachrichtung Hochbau. Seit rund einem Jahr leitet er die Bauaufsicht der Region Hannover. Sie ist zuständig für die kleineren Kommunen der Region wie Burgwedel, Gehrden, Hemmingen, Isernhagen, Pattensen, Sehnde, Uetze sowie Wennigsen. BWI: Herr Born, Sie leiten die Bauaufsicht der Region Hannover. Was macht Ihre Behörde genau? Henry Born: Wir sorgen dafür, dass auf den Grundstücken baurechtskonforme Zustände herrschen. Man nennt uns gern auch mal „Bauamt“, was nicht richtig ist, oder früher auch „die Baupolizei“. Wir genehmigen Bauanträge, erteilen (Um-)Nutzungsgenehmigungen, kümmern wir uns um das Eintragen von Baulasten und die Einhaltung des Denkmalschutzes. Als Behörde sind wir zuständig für die kleineren Kommunen der Region. Hannover als Landeshauptstadt und die größeren Kommunen haben eigene Bauaufsichtsbehörden. Wieso verwalten Sie von hier aus die Bauaufsicht über Städte und Gemeinden in der Region, nicht aber in Hannover selbst? Nicht alle Städte und Gemeinden haben ein eigenes Bauamt oder sind verpflichtet, eines zu unterhalten. Bei der Gründung der Region Hannover im November 2001 wurde festgelegt, dass Städte und Gemeinden bis 20.000 Einwohner:innen keine eigene Bauaufsicht haben müssen; solche ab 20.000 dürfen eine unterhalten, und Städte und Gemeinden ab 30.000 Einwohner:innen müssen sogar eine eigene betreiben. Wer genau wendet sich an Ihre Behörde? Bauträger, Architekten und Bauingenieure – also alle, die „bauvorlagenberechtigt“ sind. Denn Bauanträge dürfen nur noch durch Vorlageberechtigte eingereicht werden. Und das seit Jahresbeginn auch nur noch digital. Unsere Behörde hat knapp 60 Mitarbeitende, die sich um die Anträge kümmern. Daneben bearbeiten wir die Bauvoranfragen, verfolgen baurechtswidrige Zustände, betreuen Sonderbauten und sind zuständig für Statikangelegenheiten. Braucht man für jedes Bauvorhaben einen Bauantrag? Bestimmte Maßnahmen – etwa das Aufstellen von Carports oder Gartenhäusern, der Ausbau des Daches oder von Gauben usw. – sind inzwischen verfahrensfrei, das heißt, dass kein Bauantrag gestellt werden muss. Bei größeren Gebäuden ist immer ein Bauantrag nötig. Und bei großen Sonderbauten, also beispielsweise bei Schulen, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Gebäuden, ist das Bauaufsichtsamt auch vor Ort und begleitet die Baustellen und Gebäude bis zur Schlussabnahme. Was passiert, wenn ohne genehmigten Bauantrag gebaut wird oder sich die Antragstellenden nicht an die Anträge halten? Da gibt es jede Menge „Ehrenamtliche“, die darauf aufpassen, dass baurechtskonform gebaut wird. Konkret: Wir bekommen wöchentlich Anrufe von Nachbarn oder Passantinnen, die uns solche Verstöße melden. Diese werden dann geahndet; im schlimmsten Fall können wir einen Baustopp verfügen. Haben Sie durch die aktuelle Baukrise Rückgänge der Anträge zu verbuchen? Ich würde sagen, wir haben einen leichten Rückgang, aber längst keinen Einbruch aufzuweisen. Es gab einen echten Peak während Corona, als viele Leute aus der Stadt heraus und aufs Land umziehen wollten, aber inzwischen hat sich der Wert wieder auf rund 900 Bauanträge pro Jahr in unserem Bereich eingependelt. »Mehr Fokus auf Baukultur wäre wünschenswert« BWI zu Besuch bei der Bauaufsicht der Region Hannover 12 Wohnen
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