BWI Ausgabe 01/2025

Für welche Art von Gebäuden kommen die meisten Anträge herein? Bei Wohngebäuden sind vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser stark vertreten; die Hälfte davon werden von Bauträgern und Bauunternehmen gebaut, die andere Hälfte von Privatleuten mit Architekten. Im sogenannten Speckgürtel der Landeshauptstadt werden noch Baugrundstücke für Ein- und Zweifamilienhäuser ausgeschrieben, anders als in Hannover, wo der Geschosswohnungsbau längst die Regel ist. Seit fünf, sechs Jahren nimmt aber auch dieser im Umland an Fahrt auf. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte in dieser Behörde sind sicherlich auch kuriose Dinge passiert. Was ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben? Wir sind ja eine Ordnungsbehörde und zuständig für den baurechtskonformen Zustand der Grundstücke. Das betrifft auch Grundstücke, auf denen keine Gebäude stehen und die nicht bebaut werden sollen – beispielsweise Äcker oder Waldgrundstücke. Vor einigen Jahren haben einige Zeitgenossen mit Begeisterung für apokalyptische Landschaften mitten im Wald eine Endzeitkulisse erschaffen und dort an den Wochenenden kräftig gefeiert, nachts Fackeln aufgestellt und Feuerschlucker engagiert. So etwas hatte ich bis dato noch nicht erlebt. Ist das nicht eher ein Fall für das Ordnungsamt oder die Polizei? Könnte man denken, aber nein: Auch das fällt in unseren Zuständigkeitsbereich. Nicht so sehr die nächtliche Ruhestörung, sondern die nicht baurechtskonforme Nutzung dieses Waldstücks. Zum Glück waren die Open-Air-Partygänger:innen recht friedlich und zogen freiwillig von dannen. Was gefällt Ihnen an Ihrem Job? Vor allem der Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern, die mit ihren Anliegen an uns herantreten. Mir macht es Spaß, das öffentliche Baurecht in den Gesprächen zu erklären und aufzuzeigen, was geht und wo es seine Grenzen hat. Und mir gefällt auch die Ausbildung des Nachwuchses, ich bin in einem Prüfungsgremium tätig. Worauf sollte beim Bauen mehr Wert gelegt werden? Auf mehr Baukultur – ihr Niedergang ist ja vielbeschrien und allerorts zu sehen. Wünschenswert wären mehr Ensembles, die für ein stimmiges Quartier sorgen. Alte und gewachsene Siedlungen sollten besser geschützt sein, sodass nicht einzelne Häuser plötzlich niedergerissen und durch moderne Flachbauten ersetzt werden. Oder dass jedes Siedlungshaus in einer anderen, mitunter recht gewagten Farbe erstrahlt. Hier ist noch viel Luft nach oben, und unsere Nachbarländer wie Dänemark oder die Niederlande bekommen das vielfach besser hin. rk frühjahr 2025 13

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQwNjM=