HOLLY BECKER ist Amerikanerin, Innenarchitektin, ehemalige Kreativdirektorin vom HOLLY Magazin bei Gruner&Jahr und Herausgeberin von „decor8“. Sie ist eine der führenden internationalen Interior-Design-Bloggerinnen und hat vier Bestseller-Bücher geschrieben, die in 20 Sprachen übersetzt wurden. Sie lebt mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn in Hannover. BWI: Welche Wohntrends zeichnen sich für 2025 ab? Ich beobachte einen verstärkten Fokus auf mehr Gemütlichkeit in den eigenen vier Wänden. Die Gestaltung der Räume soll alle Sinne ansprechen, der biophile und sensuelle Ansatz steht im Vordergrund. Menschen sehnen sich nach Lebensräumen, die ihre Bedürfnisse und Gefühlswelten positiv anregen. Sie möchten sich in ihrer selbstgeschaffenen „Wohlfühlblase“ rundum geborgen fühlen. Gleichzeitig nehme ich im Interior Design zwei gegenläufige Trends wahr: Die eine Gruppe, die Nostalgiker, liebt Farben, Muster, Texturen, seltene Fundstücke und einen sehr individuellen, minimalistischen Stil. Die andere Gruppe setzt auf Reduktion – klare Linien, viele Brauntöne, Creme, warme Holztöne, getreu dem Motto: „Weniger ist mehr“. Skandinavisches Design bleibt insbesondere im Norden Deutschlands sehr beliebt. Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch bei den diesjährigen Wohntrends 2025 eine zentrale Rolle. Immer mehr Marken arbeiten mit recycelten Materialien. Auch das Stöbern in Vintage-Läden oder auf Flohmärkten erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Hier lassen sich einzigartige Schätze mit Geschichte finden. Welche Trends bleiben? Aus meiner Sicht haben sich die Einrichtungstrends seit der Corona-Zeit nicht wesentlich verändert. Aber das Bewusstsein und Konsumverhalten der Menschen hat sich enorm gewandelt. Das wird wohl auch der Grund sein, warum sich die Trends heute nicht so schnell ändern. Vor Corona wurde häufiger geshoppt, es wurde mehr Geld für dekorative Objekte und kleine Accessoires ausgegeben – genau die Dinge, die man in Läden wie Depot findet. Nach Corona sind die Menschen deutlich weniger bereit, impulsiv Geld für solche Spontankäufe auszugeben. Der Trend bewegt sich stattdessen in zwei Richtungen: Es wird entweder gar nicht oder mit größeren Anschaffungen ins eigene Zuhause investiert. Das können eine neue Küche, ein neues Bad, ein neuer Esstisch oder bequeme Stühle sein. Perfekter Match von Nachhaltigkeit und Werteverständnis BWI fragt Innenarchitektin und Autorin Holly Becker, welche Wohntrends sich hinter deutschen Fassaden abzeichnen Foto: Marina Schell Alle Fotos: Holly Becker 16 Wohnen
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