BWI Ausgabe 02/2025

Dachböden fristen oft ein trauriges Dasein: Kisten mit alten Fotos, der ausrangierte Sessel von Tante Else, alte Spielzeuge und Weihnachtsdekoration aus drei Jahrzehnten. Doch ein Dachboden kann mehr sein! Mit ein wenig Geschick und Planung wird aus dem dunklen Speicher ein gemütlicher Wohnraum. Aber Achtung: Es gibt einige Tücken. Bevor es ans Werk geht, lohnt sich ein Blick ins Baurecht. In Deutschland ist es nicht so einfach, aus einem Dachboden einen Wohnraum zu machen. Bauordnung, Mindesthöhen, Brandschutz und eventuelle Genehmigungspflichten – das sollte geklärt sein, bevor Hand angelegt wird. Ein Anruf beim örtlichen Bauamt kann viel Frust ersparen. Beispielsweise ist grundsätzlich eine Baugenehmigung einzuholen, wenn die Dachkonstruktion geändert wird: Das wäre beispielsweise beim Einbau einer Gaube oder einer Gaubenverlängerung der Fall. Hier helfen Profis mit sogenannter Bauvorlageberechtigung, also Architektinnen oder Bauingenieure. Selbermachen oder Profi holen? Die Versuchung ist groß, selbst Hand anzulegen: Wände einziehen, Dämmung einbauen, Fenster einsetzen – klingt machbar. Wer aber nicht gerade ein passionierter Heimwerker mit Kenntnissen in Trockenbau und Dämmung ist, sollte sich professionelle Unterstützung holen. Auch die Bauphysik – also Wärme-, Feuchte-, Brand- und Schallschutz muss Berücksichtigung finden. Und wenn am Abend eine Lampe eingeschaltet werden soll, kommt man auch an der Elektrik nicht vorbei. Dachgauben oder Dachbalkone machen zudem eine statische Berechnung erforderlich. Womit der Tisch für eine vollwertige Baustelle eigentlich gedeckt ist. Gerade die letztgenannten Bereiche sind allein aus Versicherungsgründen nichts für Hobby-Handwerker. Jedoch lassen sich Teilleistungen durchaus selbst durchführen – etwa das Einbringen der Zwischensparrendämmung, das Verlegen der Luftdichtigkeitsebene sowie das Anbringen und Verspachteln von Bekleidungen aus Gipskarton oder anderen Materialien. Fördermittel gezielt nutzen Dachräume sind berühmt-berüchtigt für extreme Temperaturen: Im Sommer eine Sauna, im Winter ein Eisschrank. Ohne ordentliche Dämmung macht das Wohnen dort keinen Spaß. Hier lohnt sich eine Investition in moderne Dämmstoffe – von der Zwischensparren- bis zur Aufsparrendämmung. Wer clever plant, kann nicht nur Heizkosten sparen, sondern auch Fördermittel für energieeffizientes Bauen abgreifen. Immerhin fördert das BAFA im Rahmen der „Bundesförderung Effiziente Gebäude“ energetische Einzelmaßnahmen mit einem Zuschuss von zwanzig Prozent. Im Falle von Eigenleistungen werden immerhin noch die Materialkosten gefördert. Vor dem ersten Handschlag sollten jedoch die Förderbedingungen und auch die korrekte Vorgehensweise zur Antragstellung studiert werden, zudem im Fall der Förderung auch eine Fachkraft von der Energie-EffizienzExperten-Liste der Deutschen Energie-Agentur (Dena) eingebunden werden muss. Im Sommer heißt es „cool bleiben“ Jede energetische Modernisierung eines Bauteils führt neben der Energieeinsparung und Behaglichkeit im Winter auch zu einer reduzierten Aufheizung im Sommer. Insbesondere die oberen Bereiche von Wohnhäusern sind hier infolge der solaren Einstrahlung stärker betroffen. Für den Dachbodenausbau sollten daher möglichst schwere Dämmstoffe mit einer hohen Dichte und – Achtung Fachwort! – großen Wärmespeicherkapazität zum Einsatz kommen. Diese Fähigkeiten haben insbesondere nachwachsende Dämmstoffe wie Holzweichfaser, Hanf und Zellulose. Bei der Wahl der Dämmstoffe müssen immer auch Brandschutzauflagen der Landesbauordnung berücksichtigt werden, da unter Umständen der Einsatz von nichtbrennbaren Dämm- und Baustoffen, beispielsweise Steinwolle, erforderlich werden kann. Dipl.-Ing. (FH) Florian Lörincz Berater der Verbraucherzentrale Niedersachsen Foto: Redaktion Expertentipp VOM VERGESSENEN STAURAUM ZUM WOHNTRAUM Energieexperte Florian Lörincz über Dachbodenausbau 16 Dachausbau

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