Stahlhäuser wurden zwischen 1948 und 1953 im MAN-Werk in GinsheimGustavsburg gefertigt. Ihre Fassade und Tragkonstruktion bestehen vollständig aus Stahl. Damals war für den Wiederaufbau des Landes schnell verfügbarer und bezahlbarer Wohnraum gefragt. In der Fabrik vorgefertigte raumhohe Stahlkassetten und -träger sollten diesen schnellen und massentauglichen Wohnraum liefern. Heute sind in ganz Deutschland nur noch rund 40 dieser Häuser erhalten. Eines davon stand bereits seit zwei Jahren leer und war in keinem besonders guten Zustand, als es die Architektenfamilie Turck in Düsseldorf entdeckte. Die vier beschlossen dennoch, daraus ein modernes Familiendomizil zu machen. Einzige Bedingung der beiden Kinder: „Die Spinnweben müssen weg“. Darüber hinaus gab es jedoch noch einiges mehr zu tun. Auf 226 Quadratmetern Wohnraum hat sich die Familie ein helles, modernes Zuhause geschaffen, das dennoch der besonderen Historie der Immobilie Rechnung trägt: Dafür wurden beispielsweise die alten Dielenböden, Einbauschränke, Türen und Holztreppen erhalten und sorgfältig aufgearbeitet. Auch alle Innenwände und die bauzeittypischen Raumzuschnitte behielten die Turcks bewusst bei. „Die Räume sind zwar teilweise klein geschnitten, aber dafür gut proportioniert“, erläutert Katrin Turck. Die dunkelgrünen Fensterläden an den Fassadenfenstern, die dem stählernen Äußeren einen heimeligen Charakter verleihen, wurden nach altem Vorbild neu angefertigt. Doch nicht alle Teile des Hauses konnten vollständig erhalten oder aufgearbeitet werden. So musste etwa am namensgebenden Charakteristikum der Immobilie, der stählernen Hülle, viel erneuert werden. Weil die Dämmung mit Glaswollmatten von heutigen Standards weit entfernt war, wurden die Wände komplett neu aufgebaut. Nur die äußerste Stahlschicht und die Tragekonstruktion blieben erhalten. Heute hat das Haus eine hinterlüftete Fassade und ist zellulosegedämmt. Den Neuaufbau nutzten die Turcks zu einer weiteren Modernisierung: In den neuen Wänden verlaufen heute die Schleifen der Wandheizung, die nach innen mit drei Zentimetern Lehm verputzt sind. Erneuert wurden auch alle Fenster in der Fassade, die mit einer zeitgemäßen Dreifach-Verglasung ausgestattet wurden. Schmuckstück aus Stahl Ein Stück Nachkriegsgeschichte wird zum modernen Familiendomizil Alle Fotos: Velux/Sigurd Steinprinz Das denkmalgeschützte MAN-Stahlhaus vor und nach der Sanierung – von den Zeichen der Zeit ist heute nichts mehr zu sehen. Neue Fensterläden im alten Stil sorgen für eine freundliche Optik 24 Wohnen
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