J ENS ENGELHARDT ist Diplom- Ingenieur und Geschäftsführer von Hildeshome. BWI sprach mit ihm über kleineres Wohnen und Wohnformen der Zukunft. BWI: Wie kamst Du dazu, Dich auf kleines Wohnen bzw. Tiny Living zu spezialisieren? Große Häuser sind unleistbar geworden, so dass junge Familien oftmals den Bauwunsch einstellen und ihre Suche eher auf Bestandsimmobilien verlagern. Die wiederum macht eine Generation frei, die danach selbst eher einen Bungalow oder eben kleinere Wohnformen wählt. Aus diesen Beweggründen heraus entstanden unsere kleineren Hausmodelle. Seit wann baust Du Häuser? Mit Hausbau beschäftige ich mich seit 22 Jahren. Eine Zeit lang lag der Schwerpunkt eher auf Städtebau, dann Sanierung und Aufstockung. Seit 2010 steht der Einfamilienhaus- und Wohnungsbau im Fokus. Wohnst Du selbst auch auf kleinem Raum? Die Entscheidung, uns zu verkleinern, ist auch bei uns präsent. Vor allem das von meinem Vater geerbte Haus in Schweden zeigt uns auf 55 Quadratmetern immer wieder, wie gut das funktioniert. Hast Du schon mal in einem Tiny House gewohnt? In einem fahrbaren Tiny Haus – woher der Name ja eigentlich kommt – habe ich tatsächlich noch nicht gelebt. Aber die Größe und Herangehensweise des Lebens ist mit Wohnwagen vergleichbar, und das kenne ich sehr gut. Was macht Eure Häuser nachhaltig? Der Materialmix, das System und die geringen Nebenkosten. Vor allem der Baustoff „Holzmantelstein“ von Isospan ist eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Steinsorten, aber auch die Technik, die jedes verbaute Element berücksichtigt, spielt hier eine große Rolle. Die Fensterglasheizung nutzt zum Beispiel den Betonkern der Wände als Multiplikator zur Wärmeverteilung. Die Holzfaserdämmung im Dach hält im Sommer die Wärme besser draußen als andere Materialien und ist gleichzeitig recyclingfähig, wie jedes verbaute Bauteil in unseren Häusern. Welche Techniken helfen bei nachhaltigem Bauen? Das Aufeinanderabstimmen der einzelnen Faktoren macht Häuser nachhaltiger, als einzelne Bauteile getrennt voneinander zu betrachten. Die Technik ist also, ein System zu entwickeln, das als Ganzes das Beste aus einem Haus herausholt, die Herstellungs- als auch die Nebenkosten minimiert und gleichzeitig später wieder recyclebar ist. Worauf ist zu achten, wenn man kleiner, nachhaltig, unabhängig bauen möchte? Letzten Endes erzähle ich immer gerne, dass jede und jeder zu sich selbst ehrlich sein und herausfinden sollte, was er wirklich benötigt. Wie viel Raum, welche Funktionen, welche Flächen man braucht, ist individuell sehr unterschiedlich. Während mancher mit 40 Quadratmeter vollauf zufrieden ist, sind für andere 90 Quadratmeter zu klein - man sollte sich selbst ein Raumkonzept aufstellen, in dem man darlegt, welche Räume mit welchen Funtionen benötigt werden. Daraus machen wir dann gerne den passenden Entwurf. Nachhaltigkeit und Effizienz berücksichtigen wir ohnehin. »Kleiner, flexibler und experimenteller« BWI befragt Jens Engelhardt von Hildeshome zur Zukunft des Wohnens 32 Wohnen
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