Wer hat nicht davon gehört; der Winter kommt und die Heizung verweigert den Dienst. Spätestens dann wird uns die Relevanz der Technik bewusst. Oft wird dann der erstbeste zur Verfügung stehende Wärmeerzeuger in der Leistungsklasse der alten Heizung gekauft, da aufgrund der Außentemperatur keine Zeit für Planung und Angebotssichtung bleibt. In der Regel ist die neue dann wieder fossil und weist die gleiche Heizleistung wie die alte Heizung auf. Das ist weder wirtschaftlich, fortschrittlich noch klimafreundlich. Die korrekte Dimensionierung von Anfang an böte gerade für Wärmepumpen zusätzliche Vorteile, da hierdurch der verschleißende Taktbetrieb stark gemindert und somit die Haltbarkeit erhöht würde. Zudem hat die Geräteleistung bei Wärmepumpen einen stärkeren Einfluss auf die Einkaufspreise als bei klassischen Heizkesseln. Kleiner ist hier günstiger. Zur Angebotseinholung die erforderliche Heizleistung (Heizlast) des Hauses unkompliziert abzuschätzen, um schnell und zielgerichtet eine neues Gerät zu finden, wäre also sinnvoll. Hierzu existieren Möglichkeiten, die wenigstens teilweise auch von fachlichen Laien umgesetzt werden könnten. Nachfolgend einige gängige Methoden zur überschlägigen Heizlastabschätzung: 1. Einfache Heizlastschätzung nach Baujahr, Wohnfläche und Wohnort Die Methode basiert auf spezifischen Werten der Heizlast pro Quadratmeter Wohnfläche und dem Baujahr des Hauses. Die Lastwerte werden zur Heizlastabschätzung schlicht mit der Wohnfläche multipliziert. Der Bundesverband Wärmepumpe, auf den das „Gebäudeforum Klimaneutral“ der deutschen Energieagentur DENA verweist, nutzt diesen Ansatz in einem seiner Onlinetools zur Heizlastabschätzung. Einfach und schnell durchführbar, jedoch nur mit geringer Berücksichtigung individueller Gegebenheiten, bietet das Verfahren im Wesentlichen eine tendenzielle Einschätzung, da ältere Gebäude in der Regel einen höheren Leistungsbedarf pro Quadratmeter aufweisen als jüngere. 2. Die Heizlastabschätzung aus dem Brennstoffverbrauch Diese Methode führt ebenso zum schnellen Ergebnis. Hierbei wird zunächst der durchschnittliche Jahresenergieverbrauch mindestens der letzten drei Jahre gemittelt. Der gemittelte Heizenergieverbrauch wird anschließend durch die Vollbenutzungsstunden dividiert. Diese beschreiben die theoretische Anzahl der Stunden im Jahr, die ein Heizgerät auf voller Leistung zur Beheizung benötigen würde. Die Vollbenutzungsstunden können beispielsweise mit der VDI 2067 Bl.2 ermittelt werden. Für ein Einfamilienhaus werden hier 2.100 Stunden [ h ] angenommen (s. Beispielrechnung rechts). Vorteil ist, dass das Verfahren auf reellen Verbrauchsdaten basiert. Die zu Grunde gelegten Verbrauchsdaten können jedoch bei dieser und auch der folgend vorgestellten Methode aufgrund unüblichen Nutzerverhaltens stark vom gängigen Durchschnitt abweichen, was deren Eignung als Datengrundlage einschränken kann. Auch hier ist eine große Streuung möglich, da individuelle Aspekte des Gebäudes nicht berücksichtigt werden. Profis und ambitionierte Laien können die zu Grunde gelegten Jahresverbräuche auch noch einer Witterungsbereinigung über Klimafaktoren oder Gradtagszahlen des Deutschen Wetterdienstes zur Erhöhung der Genauigkeit unterziehen und auch Kesselwirkungsgrade aus einschlägigen Regelwerken berücksichtigen. 3. Das grafische Verbrauchsverfahren angelehnt an die DIN EN 12831 Beiblatt 2 Mit diesem Verfahren kann die Heizlast mit engmaschig erhobenen Daten zum Verbrauch und Außentemperatur über einen längeren Zeitraum abgeschätzt werden (siehe Skizze). Hiernach werden zunächst die mittleren Heizleistungen jeweils zwischen zwei Ablesungen berechnet und in einen grafischen Zusammenhang mit den zeitgleich Dipl.-Ing. (FH) Florian Lörincz Berater der Verbraucherzentrale Niedersachsen Foto: Redaktion Expertentipp „WENN’S KALT WIRD, STREIKT DIE HEIZUNG“ Energieexperte Florian Lörincz über neue Heizsysteme 40 Energiesparen
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