44 Dies & Das Mit dem angekündigten Siegel „Nachhaltige Gebäude“ nimmt die Ampelkoalition die CO2-Emissionen in den Fokus. Außerdemwill die Politik den Weg für eine Kreislaufwirtschaft imGebäudebereich ebnen. Gut so, denn: Wer Klimaschutz ernst meint, muss den Ressourcenverbrauch im gesamten Lebenszyklus einer Immobilie in den Fokus nehmen – von der Planung bis zum Abriss. Der Beitrag, den der Gebäudesektor zum Erreichen der Klimaziele leisten kann und muss, ist enorm: Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen nahezu halbiert sein und auf 67Millionen Tonnen sinken. Gelingen soll das vor allem durch die energetische Optimierung des Gebäudebestands. Millionen von Immobilienbesitzer:innen müssen ihren Energieverbrauch senken und auf erneuerbare Energien umsatteln. So richtig die Konzentration auf den Bestand ist: Sie greift zu kurz. Wir müssen viel stärker den gesamten Lebenszyklus in den Blick nehmen. Was ist damit gemeint? Erstens, der immense Materialaufwand fürs Bauen: Das gesamte verbaute Material im deutschen Gebaudebestand wird auf rund 15 Milliarden Tonnen geschätzt. Die Herstellung von neuen Baumaterialien ist energieintensiv: Bis zu zehn Prozent des Gesamtenergieverbrauchs der EU entfallen auf die Herstellung von Bauprodukten. Am Ende wird nur ein geringer Teil dieser Rohstoffe wiederverwertet. Verwertung ist nicht gleich Verwertung Zweitens, Abfallaufkommen und Recycling: Mehr als die Hälfte des jährlichen Abfallaufkommens in Deutschland geht auf dieBauwirtschaft zurück –mit steigender Tendenz. Bauabfalle landen häufig auf der Deponie oder werden in niederwertigeren Bereichen eingesetzt. Wir müssen bereits bei der Planung darauf achten, welches Material wir in welcher Form Die Meinung: Reinhard Klein, Vorstandsvors i tzender Schwäbi sch Hal l AG In Kreisläufen denken verbauen, um am Lebensende einer Immobilie möglichst alle Materialien wiederzuverwenden. Drittens, die Baumaterialien: Die Auswahl an nachwachsenden Baustoffen und deren Einsatzmöglichkeiten sind groß. Massive Holzwände, Lehm oder Kork können vergleichsweise ressourcenarm produziert und nach ihrem Lebensende wiederverwendet werden. Klimabelastende Baumaterialien wie konventionell produzierter Zement und Stahl lassen sich durch nachwachsende Rohstoffe wie Holz ersetzen. Das senkt die Emissionen im Gebäudesektor erheblich. Denn während die Herstellung von Beton CO2-Emissionen verursacht, kann Holz diese binden. Drei Beispiele, die zeigen: Die Phase der Herstellung und der Rückbau nach dem Lebensende einer Immobilie wird noch viel zu häufig vernachlässigt. Politische Leitplanken erforderlich In Kreisläufen zu denken und zu handeln, geht nicht allein. Echte Kreislaufwirtschaft erfordert die Zusammenarbeit aller Akteure. ImGebäudesektor müssen Baustoffhersteller, Baufirmen, Baufamilien und Baufinanzierer an einemStrang ziehen. Kreislaufwirtschaft bleibt eine Herkulesaufgabe, die letztlich nur durch definierte Standards und gesicherte Finanzierbarkeit zu bewältigen ist. Doch es lohnt sich: Experten schätzen, dass wir künftig aus dem so genannten anthropogenen Lager, das unser Gebäudebestand darstellt, den Großteil der Rohstoffe an Stahl, Edelmetallen oder Glas (wieder)gewinnen können. www.schwaebisch-hall.de Grafik: Schwäbisch Hall Foto: Schwäbisch Hall
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