BWI Ausgabe 02/2024

Nicht alle Gebäude lassen sich von außen dämmen – etwa Klinkerfassaden, Jugendstilgebäude oder Bauten unter Denkmalschutz, um nur einige Beispiele zu nennen. Wer das eigene Heim dennoch warm einpacken möchte, um den Wohnkomfort zu erhöhen und Heizkosten zu sparen, kann die Außenwände auch von innen dämmen. Viele argumentieren mit den Nachteilen, die eine Innendämmung gegenüber einer Dämmung von außen aufweist – zum Beispiel, dass die Wohnfläche ein kleines bisschen kleiner wird. Außerdem kann der bauphysikalische Planungsaufwand höher ausfallen als bei Außendämmungen, und die Dämmwirkung ist meist geringer. Und, last but noch least: Die Baustelle befindet sich im Inneren der Wohnung. Warum dann Innendämmung? Doch die Vorteile einer Innendämmung gegenüber keiner Dämmung überwiegen. So lässt sich die Energiebilanz verbessern, ohne das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes zu verändern. Zudem kann die Maßnahme raumweise erfolgen, was die „Baustelle im Haus“ erträglicher werden lässt. Darüber hinaus benötigen innengedämmte Räume kürzere Aufheizphasen, da die massiven Baustoffe auf der Außenseite der Dämmung liegen. Das heißt für den Alltag: Nachtabsenkungsphasen der Heizung können länger ausfallen, was den Bewohner:innen zusätzliche Energie einspart. Noch ein Foto: Redaktion Pluspunkt: Innendämmungen sind meist günstiger als Außendämmungen. Beträchtliche Dämmwirkung Ungedämmte Gebäude weisen größere Temperaturunterschiede zwischen der Außenwandoberfläche und der Raummitte auf. Mit jedem Zentimeter Dämmung erhöht sich die Behaglichkeit. Auch wenn die Dämmwirkung von Innendämmungen kleiner ist, bleibt sie beträchtlich: Die ersten Zentimeter weisen den größten Dämmeffekt auf. So können beispielsweise bereits mit sechs bis acht Zentimetern rund 70 Prozent der Dämmwirkung einer Gesamtdämmung von 16 Zentimetern erreicht werden. Förderung im Detail Und ganz gleich, ob Innen- oder Außendämmung: Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) sind beide Möglichkeiten bedacht. Denn die BEG fördert Maßnahmen, die dauerhaft Energiekosten einsparen und das Klima schützen. Seit dem 1. Januar 2024 gilt eine neue Förderrichtlinie: Die BEG fördert Effizienz-Einzelmaßnahmen bis zu 20 % der förderfähigen Ausgaben. Der Grundfördersatz beträgt 15 %, zuzüglich Bonus von 5 %, wenn ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) vorliegt. Die maximal förderfähigen Ausgaben liegen bei 30.000 Euro pro Wohneinheit ohne iSFP und bei 60.000 Euro mit iSFP. Wie funktioniert eine Innendämmung? Innendämmstoffe sind an der so genannten Feuchteregulierung zwischen Innenraum und Außenwand beteiligt. Daher sind Kenntnisse bauphysikalischer Effekte, auch Wärmebrückeneffekte, sowie der vorhandenen Baustoffe und Konstruktionen empfehlenswert. Das schließt auch das Wissen um die Dämmstoffeigenschaften mit ein. Mineralische Dämmstoffe werden unter anderem durch Mineralschaum- oder Kalziumsilikatplatten repräsentiert und bieten einen „natürlichen“ Schutz gegen mikrobiologischen Befall. Gleiches gilt für Innendämmputzsysteme, die üblicherweise geringere Schichtdicken und Dämmwirkungen aufweisen als die Dämmplatten. Nachwachsende Dämmstoffe, beispielsweise Holzfaser, Kork und Schafwolle, erzielen ebenso hohe Dämmwirkungen. Als Recyclingprodukt erfüllt Zellulose diese Kriterien ebenfalls. Florian Lörincz WENN EINE DÄMMUNG VON AUSSEN NICHT GEHT Innendämmung als Alternative Foto: Lörincz Dipl.-Ing. (FH) Florian Lörincz Berater der Verbraucherzentrale Niedersachsen Mineralische Dämmstoffe bieten einen natürlichen Schutz gegen mikrobiologischen Befall. juni 2024 17

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQwNjM=