BWI-Bauen-Wohnen-Immobilien_Nr. 3_2020
14 Garten & Balkon E idechsen sonnen sich auf Kies, Bienen umschwirren den wilden Thymian und hin und wieder schaut ein Eisvogel vorbei, um imBecken nach Fischen zu jagen. Klingt nach ländlicher Idylle? Weit gefehlt: Dieses Biotop be- findet sichmitten inHannover-Ricklingen, auf den begrünten, rund 1000 Quadratmeter umfassenden Dächern der Dach- deckerfirma Ewald, gelegen zwischen einemBetriebshof und einemBahndamm, auf dem regelmäßig ICEs vorbeirauschen. Dachdeckermeister Jörg Ewald führt das Familienunter- nehmen in dritter Generation und ist seit 32 Jahren in seinem Beruf tätig. Seit ebenso langer Zeit baut er neben herkömm- lichen Dächern auch Gründächer – quasi als Autodidakt, denn Schulungen gab es in diesemBereich lange Jahre nicht. „Ich will herausfinden, was geht“, sagt er. Unterstützt wird der selbsterklärte „Dachgärtner und Solarier“ dabei von sei- ner Frau Silke Ewald, die als Bauingenieurin die Begrünungs- projekte inklusive Ausführung, Machbarkeit und Statik be- treut. Vielfältige Möglichkeiten „Grundsätzlich lässt sich jedes Dach begrünen“, wissen die beiden, „sogar Vertikalbegrünungen sindmöglich.“ Mit deut- lich weniger Aufwand gelingen allerdings Gründächer bis zu einer Dachneigung von 20 Grad: „Die Voraussetzung ist grundsätzlich, dass das Dach und die Abdichtung wurzelfest sind und dass die statischen Voraussetzungen stimmen. Zudem muss die Dachrandaufkantung, die sogenannte At- tika, hoch genug sein“, erklärt Jörg Ewald. Was die Bepflan- zung betrifft, so können die Kunden von einfachen Boden- deckern, sogenannten Sukkulenten, über mediterrane Dachdeckerbetr ieb Ewald erschaf f t grüne Biotope Klimaschutz über den Dächern Hannovers Kräuterwiesen bis hin zu „Essbaren Dächern“ oder Gras- dächern wählen, vorausgesetzt die Statik des Gebäudes spielt mit. Quittenernte auf dem Dach Auf den Dächern des Firmengeländes in Ricklingen befinden sich all diese Aufbauten und Möglichkeiten an einem Ort vereint. So verfügt das Dach des Bürogebäudes über eine fünf bis 30 Zentimeter hohe Substratschicht, so dass sich dort neben einem Quittenbaum auch mehrere Eschen an- gesiedelt haben – umrankt von Brombeeren und Wildkräu- tern. Über dem Materiallager ist der Schichtaufbau aus sta- tischen Gründen nur fünf Zentimeter hoch, aber hier befindet sich ein großes Hochbeet, in dem die Ewalds im Sommer Gemüse ziehen. Das habe die Statik an dieser Stel- le erlaubt, betont Silke Ewald. Hinter dem Hochbeet ragt ein Chillen im Grünen: Auf den Ewald-Dächern ist das möglich. Auch in diesem Jahr dürfte die Quittenernte wieder üppig ausfallen. Sedumsprossen sind typische Dachbegrüner. Foto: Krüger Foto: Ewald Foto: Ewald
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