BWI-Bauen-Wohnen-Immobilien_Nr. 3_2023

30 Immobilien Jeder Eigentümer und jede Eigentümerin eines Eigenheimes in Niedersachsen steht vor immensen Herausforderungen: Zusatzlasten durch die Reform von Gebäudeenergiegesetz (GEG) und EU-Gebäuderichtlinie, durch Zinssteigerungen und Inflation, als Konsequenz der Grundsteuerreform oder durch steigende Baukosten sind nur ein Teil der Liste, die sich beliebig erweitern lässt. Der Verband Wohneigentum sieht diese Entwicklung mit Sorge vor dem Hintergrund, dass bezahlbarer Wohnraum nicht nur erhalten, sondern dringend neu geschaffen werden muss. Der Bedarf an neuen Wohnungen ist riesig. Er wird auf 700.000 pro Jahr geschätzt (Studie des Pestel-Instituts und des Bauforschungsinstituts ARGE). Gebaut wurden im vergangenen Jahr laut Institut der deutschen Wirtschaft jedoch nur rund 290.000. Hinzu kommen Klimaauflagen, die viele Betroffene vor schier unlösbare Probleme stellen. Laut einer aktuellen Studie „Der Paritätischen“ stehen etwa 30 Prozent der Immobilieneigentümer:innen in Deutschland maximal 30.000 Euro für Investitionen zur Verfügung. Knapp 13 Prozent leben ohne Eigenkapital in ihrer Immobilie. Wie sollen diese Menschen, die zum Großteil auch älter sind, bei den steigenden Kosten diesen geplanten Anforderungen gerecht werden? Fördern mit der Gießkanne funktioniert nicht Vor diesem Hintergrund erscheinen politische Ziele der Bundesregierung mehr als zweifelhaft, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen und gleichzeitig Klimavorgaben einzuhalten – schon gar nicht in der Kürze der vorgegebenen Zeit. Aus Sicht des VWE sind diese Pläne so nicht umsetzbar und müssen von Grund auf neu gedacht werden. Beispiel Förderung: Programme, die 40 Prozent der Kosten und mehr in Aussicht stellen, laufen ins Leere, wenn die Zielgruppe die restlichen Mittel nicht aufbringen kann. Die gesamte Förderlandschaft muss zielgerichtet umgestellt werden. Eine Förderung mit der Gießkanne Der Kommentar VWE fordert zielorientierte Lösungen statt Schnellschüsse funktioniert nicht. Im Gegenteil: Dies würde nur dazu führen, dass sich betuchte Eigentümer:innen über eine staatlich geförderte Wertsteigerung der Immobilie freuen, während andere die geforderten Maßnahmen mangels Eigenkapital nicht ausführen lassen können. Die gewünschte Wärmewende wäre gescheitert. Ein eigener Fördertopf für selbstnutzende Eigentümer:innen wäre ohnehin sinnvoll. Sonst droht das gleiche Desaster wie zu Beginn des Jahres, als die kommerziell orientierte Wohnungswirtschaft binnen Stunden den Fördertopf der KfW leersog. Der Quartiersansatz wäre für alle der richtige Weg. Dies wird bereits in vielen Fachgremien, Bündnissen und Arbeitsgruppen auf breiter Basis diskutiert. Als Interessenvertretung für mehr als 40.000 Wohneigentümer:innen in Niedersachsen ist der Verband Wohneigentum offen für Gespräche, die zu intelligenten, zielorientierten Lösungen führen und nicht zu Schnellschüssen, die zu kurz zielen. Tibor Herczeg, Geschäftsführer VWE Niedersachsen Foto: Verband Wohneigentum Niedersachsen e.V. Foto: rawpixel / pixelio

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