Eigentümer:innen wissen, es gibt immer was zu tun. Kleine Reparaturen oder energetische Sanierung; die Arbeit hört nie auf. Aufgrund des Fachkräftemangels müssen Handwerksbetriebe öfter auf lange Wartezeiten verweisen. Kann man die Arbeit selbst erledigen? Die meisten Laien dürften bis zu einem gewissen Grad auch handwerkliches Talent in sich tragen. Vielleicht fehlt´s auch nur am entsprechenden Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. „Do It Yourself“ (DIY) kann hier möglicherweise helfen. Die DIY-Bewegung war in den Siebzigern populär und hat sich seitdem stetig weiterentwickelt. Schlummert in dem, was einst als Hobby begann, Potential, dem Fachkräftemangel ein Schnippchen zu schlagen? Eines vorweg: Professionelles Fachhandwerk bleibt oft alternativlos, allein aufgrund der Gefahren, die mit Bauarbeiten einhergehen. Rohbauarbeiten, Baugrubenaushub und deren Sicherung, Dacharbeiten, Elektroarbeiten, Heizung-Klima-Sanitär etc. sollten den Profis vorbehalten bleiben. Wie kann DIY eine Alternative sein? Zielgruppe für DIY sind ambitionierte Laien, die gegebenenfalls auch schon anderweitig eine technische oder naturwissenschaftliche Ausbildung aufweisen. Was für einfache Arbeiten jedoch nicht zwingend erforderlich ist. Tipp: Mit kleinen Aufgaben wie Haushaltsreparaturen, Ausbesserung von Innenputzflächen etc. und kleinen Mengen und Probeflächen starten. Oft „kommt der Appetit beim Essen“. Nichtfachleute können mit der richtigen Anleitung und Übung erfolgreich werken. Nicht umsonst sind Eigenleistungen Bestandteil der „Bundesförderung Effiziente Gebäude“ (BEG). Ausbesserungsarbeiten – früher verächtlich „Flick“ genannt – waren schon immer auch Heimwerkerdomäne. Tischler-, Fliesen-, Bodenbelags- und Malerarbeiten stellen echte Klassiker unter den Eigenleistungen dar. Tipp: In allen Gewerken sollte man sich über die vorhandene Bausubstanz schlau lesen. Fachliteratur und Online-Infos Die Dämmung der obersten Geschossdecke wie auch der Kellerdecke bieten großes DIY-Potential. Selbstbewusste mit Vorkenntnissen wagen sich auch an die Fassadendämmung, Dachausbau inklusive Dämmung und Luftdichtigkeit. Im Gegensatz zu den Siebzigern ist neben DIY-Workshops auch ein gutes Stück Wissen über das Internet verfügbar. Es ist jedoch immer notwendig, diese Informationen auf ihren inhaltlichen Wert durch Fachleute überprüfen zu lassen. Für energiefachliche Belange stehen auch die Energieberater:innen der Verbraucherzentrale zur Verfügung. Selbstverständlich gibt’s auch die Fachliteratur, die immer erste Wahl sein sollte. Pflichtlektüre bleiben Bedienungsanleitungen für Werkzeug, Maschinen sowie Verarbeitungshinweise und Sicherheitsdatenblätter für Bauprodukte. Ohne professionelle Beratung besser nicht starten „Selbermachen“ ist nicht so easy, wie Baumarktvideos oft suggerieren. Werktätige in fleckenfreier Kleidung, die irgendwie aussehen wie Models auf blitzsauberen Baustellen, haben mit der Realität nicht viel zu tun. Heimwerker wie Profis arbeiten auch unter belastenden Umständen. Die Frustrationsschwelle sollte nicht zu tief liegen. Baustaub ist gesundheitsgefährdend. Gleiches gilt für Lärm, umherfliegende Splitter und Funken, schwebende Lasten. Kurz: Arbeitskleidung und Schutzausrüstung für Lunge, Augen, Ohren, Hände Füße und Kopf sind alternativlos. Das gilt auch für Schutz- und Sicherungsmaßnamen gegenüber Unbeteiligten. Planungsbereitschaft ist eine weitere, unverzichtbare Grundvoraussetzung für Heimwerker:innen. Löst DIY das Fachkräfteproblem im Handwerk? Die Lösung wäre vielmehr ein größerer Zulauf fürs Handwerk: Bleibt zu hoffen, dass durch DIY die Hemmschwelle zu Handwerksberufe für viele tiefer gelegt werden kann. Wer sich darauf einlässt, stellt fest, dass Handwerk in erster Linie Kopfarbeit ist und man zusätzlich lernt, „dicke Bretter zu bohren“. Florian Lörincz ENERGIEEXPERTE FLORIAN LÖRINCZ ÜBER DIY Stell Dir vor es gibt Arbeit und keiner packt an Foto: Lörincz Dipl.-Ing. (FH) Florian Lörincz Berater der Verbraucherzentrale Niedersachsen 18 Immobilien
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