herbst 2025 31 30 Energiesparen „Ich möchte Menschen für den Klimaschutz begeistern“ Dr. Annika Mannah übernimmt Leitung der Klimaschutzagentur Region Hannover Zum 1. Mai hat die promovierte Sozialwissenschaftlerin Dr. Annika Mannah ihre neue Position als Geschäftsführerin der Klimaschutzagentur Region Hannover angetreten. Damit kehrt sie nach 25 Jahren in die Landeshauptstadt zurück: Während der Expo 2000 leitete sie den WWF-Pavillon und erinnert sich an eine inspirierende Zeit voller wichtiger Gespräche, die ihren weiteren Weg maßgeblich geprägt haben. Der Pavillon markierte zugleich ihren Einstieg in den Klimaschutz. Die Cuxhavenerin hat zuletzt die Deutsche KlimaStiftung in Bremen mit aufgebaut. Frau Dr. Mannah, seit Kurzem leben Sie in Hannover. Sind Sie hier gut angekommen? Ja, absolut – meine Erwartungen an die Stadt und die Menschen wurden bislang sogar übererfüllt. Hannover strahlt ganz im positiven Sinne eine starke Solidität aus, man merkt, dass hier ein klarer Wertekanon gilt. Die Menschen sind alle hilfsbereit und nett, und ich fühle mich sehr wohl. Ich kann wirklich sagen: Ich bin gekommen, um die Menschen in der Region Hannover für den Klimaschutz zu begeistern! Was hat Sie motiviert, die Leitung der Klimaschutzagentur zu übernehmen? Ich wollte bewusst in die Region Hannover zurückkehren – die ausgeschriebene Position hat mich sofort angesprochen. Das Bewerbungsgespräch im Neuen Rathaus fand gemeinsam mit sechs Vertreter:innen der Region und der Stadt statt, übrigens in einem beeindruckenden, ehrwürdigen Saal. Es war ein sehr angenehmer Austausch, bei dem der Funke direkt übersprang. Was gefällt Ihnen an Ihrer neuen Aufgabe? Dass sie direkt bei den Menschen in der Region Wirkung entfaltet. In der Region gibt es vielfältige Beteiligungprozesse, die die Bevölkerung aktiv einbeziehen. Die Menschen werden mitgenommen und zur Beteiligung ermutigt – die Klimaschutzagentur ist klar für die Menschen da. Besonders motivierend finde ich, dass es in allen Kommunen der Region bereits zahlreiche Klimaschutzprojekte gibt, auf denen sich gut aufbauen lässt. Gemeinsam mit einem großartigen Team möchte ich die vorhandenen Synergien nutzen und weiterentwickeln. Das Thema Klimaschutz scheint von der Agenda verschwunden. Wie kann man es wieder gesellschaftsfähig machen? Meiner Meinung nach ist das Thema bei den Menschen bereits angekommen, wird aber im politischen Diskurs zurzeit überlagert. Für uns als Klimaschutzagentur heißt das: Wir müssen noch mehr Kampagnenarbeit leisten, um das Thema wieder stärker auf die politische Agenda zu rücken. Unsere Aufgabe ist es ja, die Menschen in der Region durch neutrale und unabhängige Beratungen zu ermächtigen, gute Entscheidungen für eine lebenswerte Zukunft zu treffen. So planen wir bereits eine neue Energie-Kampagne. Um was für eine Kampagne handelt es sich konkret? Die Energie-Kampagne setzt auf niedrigschwellige Maßnahmen, die direkt im Alltag der Menschen ankommen: Photovoltaik, energetische Sanierung, Wärmepumpen und neutrale Energieberatung sind zentrale Bestandteile. Besonders stark nachgefragt sind bereits jetzt Beratungen rund ums Heizen und Solarenergie – hier kann die Klimaschutzagentur mit herstellerunabhängigen Empfehlungen wertvolle Unterstützung leisten. Ein weiterer Fokus liegt auf der Vermittlung von Faktenwissen und technischem Know-how, ergänzt durch emotionale Zugänge, die die Menschen motivieren und zur Beteiligung einladen. Die gesamte Region ist eingebunden – von Kommunen über Initiativen bis hin zu engagierten Bürger:innen. Ziel ist es, die Bevölkerung mitzunehmen und gemeinsam die Energiezukunft der Region zu gestalten. Denn nur mit Beteiligung und Begeisterung kann der Wandel gelingen. Dr. Annika Mannah im Gespräch mit BWI-Redakteurin Regine Krüger. Sie wollen künftig auch einen Schwerpunkt in der Bildungsarbeit setzen. Was genau kann man sich darunter vorstellen? Wir möchten gezielt die junge Generation für nachhaltige Themen sensibilisieren und sie dabei unterstützen, sich frühzeitig mit zukunftsfähigen Berufsfeldern auseinanderzusetzen. Denn diese gewinnen zunehmend an Bedeutung – und junge Menschen sollen wissen, was sie später arbeitsfähig und wirksam macht. Ein zentraler Baustein soll deshalb eine Bildungskampagne werden, die sich insbesondere an junge Erwachsene vor der Berufswahl richtet. Haben die Landeshauptstadt und die Niedersächsische Klima- und Energieagentur (KEAN) nicht ebenfalls Bildungsansätze? Ja, auch hier gilt es, die Synergien zu nutzen. Wir wollen ja nicht alles neu erfinden, sondern konsolidieren und ausbauen. Wir müssen noch vernetzter denken, gemeinsame Formate entwickeln und somit mehr Reichweite schaffen. Deshalb arbeiten wir auch eng mit den anderen Klimaschutzagenturen des Landes zusammen. Wie wollen Sie die Menschen für mehr Klimaschutz gewinnen? Dabei setzen wir auf eine breite Mischung aus Information, Beratung und Beteiligung. Über unsere Webseite, Newsletter und telefonische Beratung erreichen wir bereits viele Menschen direkt und persönlich. Allein im Jahr 2024 haben wir rund 400 individuelle Beratungen durchgeführt – davon 200 telefonisch und 200 vor Ort. Darüber hinaus schaffen wir mit Angeboten wie dem „Markt der Möglichkeiten“ am Rande von Veranstaltungen und kreativen Formaten wie einem Klima-Poetry-Slam neue Räume für Austausch und Inspiration. Im kommenden Jahr feiern wir das 25-jährige Jubiläum der Klimaschutzagentur und entwickeln dafür eine neue Veranstaltungsreihe, die Klimaschutz auf lebendige und niedrigschwellige Weise erlebbar machen soll. Unser Ziel ist es, eine starke Lobby für den Klimaschutz zu schaffen. rk Fotos: Redaktion
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQwNjM=