herbst 2025 39 38 ENERGIESPAREN im Abgas. Am Ende des Rosts erfolgt die automatische Entaschung. Installiert wurden die riesigen Kessel vom Heizungsunternehmen Heidorn aus Gadesbünden, dessen Mitarbeiter Daniel Dierking vor Ort in Rodewald wohnt. Falls also mal etwas mit den Kesseln sein sollte, kann er schnell eingreifen. Dierking kann selbst auf zwei Nahwärmenetze im Dorf verweisen, die sein Unternehmen betreibt. Restholz in Wärme verwandeln Bei 100 Objekten, die Wärme abnehmen, liegt der Holzhackschnitzel- Verbrauch bei 4000 bis 5000 Schüttraummetern pro Jahr. Die Schnitzel stammen überwiegend aus Restholz, das bei der Holzernte anfällt – etwa aus Baumkronen, die für die holzverarbeitende Industrie nicht nutzbar sind. Auch durch Borkenkäfer geschädigtes Holz lässt sich in Wärme verwandeln und trägt somit zur nachhaltigen Energieversorgung des Dorfes bei. Die Hackschnitzel werden ausschließlich aus einem Umkreis von 30 Kilometern bezogen. Zwei feste Lieferanten kommen aus Rodewald selbst. Für die langfristige Versorgung steht zudem ein 220 Hektar großer Gemeinschaftswald in Rodewald zur Verfügung, der von 130 Parteien getragen wird. Bislang musste aus diesem „Interessentenforst“ jedoch kein Holz entnommen werden. Holzhackschnitzel gelten als klimafreundlich und CO2-neutral. Im Vergleich zu Heizöl reduziert ihre Verbrennung die CO2-Emissionen um bis zu 95 Prozent. Die Nutzung heimischer Biomasse stärkt regionale Wirtschaftskreisläufe und schafft sichere Arbeitsplätze. Neue Leitungen durchs Dorf verlegt Rund anderthalb Jahre dauerte es vom ersten Spatenstich bis zur Inbetriebnahme des neuen Nahwärmenetzes. Heizungsbauer Dierking startete im Sommer 2023 mit der Installation der Kessel. Parallel wurde ein Netz von Rohrleitungen durch das Dorf zu den Abnehmern gelegt. Dafür wurden viele Kilometer unterirdische Kunststoffrohre verlegt, die den Wassertransport in die Gebäude hinein und wieder heraus übernehmen. Am 5. Oktober 2023 wurde die erste Heizung in einem Einfamilienhaus angeschlossen und in Betrieb genommen. Weitere Haushalte folgten in den Tagen darauf. Dierking installierte in jedem Objekt eine sogenannte Übergabestation, in der das warme Wasser ins Haus geführt wird. Alle angeschlossenen Haushalte verfügen über einen eigenen Wärmespeicher, der die Versorgungssicherheit für alle Abnehmer erhöht. Was den Anschluss an das neue Wärmenetz so attraktiv macht: Der Arbeitspreis für die Wärme liegt bei zehn bis elf Cent pro Kilowattstunde – und damit deutlich unterhalb des marktüblichen Niveaus. Die Verbraucher:innen profitieren zudem von einer zweijährigen Preisgarantie. Nach Ablauf dieser Zeit will sich Sommerfeld am Preisindex des Statistischen Bundesamts (Destatis) orientieren. Die monatlichen Grundgebühren, die die GmbH erhebt, decken die Kosten für die Hausanschlussleitungen sowie für die jeweilige Übergabestation, deren Betrieb und Wartung ebenfalls von der GmbH übernommen werden. Der Verbrauch wird aus der Ferne kontrolliert, überall sind Wärmemengenzähler eingebaut. Das Heidorn-Team um Daniel Dierking organisierte zudem die fachgerechte Außerbetriebnahme der alten Heizsysteme. Minimale Feinstaubwerte „Die Anlage nutzt integrierte Filtertechnik und unterschreitet deutlich die Feinstaubgrenzwerte – ein entscheidender Faktor auch für die staatliche Förderung“, sagt Lux. „Dank des leistungsstarken Filters entsteht weniger Feinstaub als durch ein herkömmlich beheiztes Einfamilienhaus, also unterhalb von 2,5 mg/m³ Abgas. Erlaubt wären 18 mg/m³ Abgas.“ Sommerfeld hat rund zwei Millionen Euro in die Anlage investiert und bekam einen staatlichen Zuschuss von 40 Prozent. Er rechnet mit dem Erreichen der Gewinnschwelle (Break-even) nach fünf bis sechs Jahren. Wie sein Bruder Norbert Sommerfeld betont, will das Dorf in ein bis zwei Jahren komplett autark sein, auch dank der geplanten Photovoltaikfelder und Windenergieanlagen. Insgesamt kann Rodewald dann 400 bis 500 Prozent der benötigten Energie erzeugen. Das Dorf zeigt damit, wie sich lokale Ressourcen, engagierte Bürger:innen und moderne Technik zu einem zukunftsfähigen Energiekonzept verbinden lassen. Rodewald ist damit nicht nur ein Vorbild für andere Gemeinden, sondern auch ein Beweis dafür, dass nachhaltige Energieversorgung im ländlichen Raum längst möglich ist! rk Von diesen beiden „Bunkern“ aus werden die Holzschnitzel mit einem Schneckenförderer in die Kessel transportiert. Ausgabe 05/2025
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