BWI-Bauen-Wohnen-Immobilien_Nr. 4_2020

W asserstoff spielt für die Er­ reichung der Klimaziele eine wichtige Rolle – darü­ ber besteht weitgehender Konsens. Sein Einsatz im Gebäudesektor ist laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesys­ temtechnik (IEE) jedoch wenig sinnvoll. Der benötigte erneuerbare Strom zur Bereitstellung von Wasserstoff für die Gebäudewärme ist 500 bis 600 Prozent größer als die Menge, die für die Nut­ zung von Wärmepumpen zur Wärme­ erzeugung benötigt wird. Das Erzeugungspotenzial für grünen Wasserstoff in Deutschland ist laut der Studie auf 50 bis 150 Terawattstunden begrenzt – damit sei der prognostizier­ te Bedarf für 2050 nicht annähernd gedeckt. Um darüber hinaus den Erd­ gasanteil für die Gebäudewärme mit Wasserstoff zu decken, stiege die Nach­ frage um weitere 25 bis 60 Prozent. Die Forscher des Fraunhofer IEE haben außerdem herausgefunden, dass eine Versorgung mit Wärmepum­ Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e. V. Grünen Wasserstoff nicht verheizen! pen die Nachfrage vonWasserstoff um 150 bis 400 Terawattstunden jährlich entlasten würde. Wasserstoff schneide für die Gebäudewärmeversorgung hin­ sichtlich Effizienz und Infrastruktur­ anforderungen am Schlechtesten ab. Wärmewende sofort Hinzu kommt, dass es bis zur flächen­ deckenden Erzeugung vonWasserstoff aus Wind- oder Solarstrom noch ein weiterWeg ist. DieWärmepumpentech­ nologie steht schon jetzt bereit, das Potenzial ist riesig, bleibt aber noch zu oft ungenutzt auch in den Bundeslän­ dern, die einen großen Anteil an der Erzeugung erneuerbaren Stroms aus Windanlagen haben. So liegt in Schles­ wig-Holstein der Anteil anWärmepum­ pen imNeubau bei nur rund 25 Prozent (Stand 2018), im Bestand noch um ein Vielfaches niedriger. Bislang sind in Deutschland rund 970.000 Wärmepumpen installiert, ein Bruchteil der insgesamt ca. 21Millionen Heizungssysteme. Insbesondere imBe­ stand muss hier dringend ein Umden­ ken stattfinden, denn in den meisten Fällen ist ein Heizungstausch mit Wär­ mepumpe möglich und stellt die klima­ freundlichste Lösung dar. Der zusätzliche Strombedarf für die Wärmepumpen lässt sich laut Analyse fast ausschließlich aus regenerativen Energiequellen decken. Das Stromnetz käme aus Sicht der Autoren der IEE- Studie mit der zusätzlichen Belastung zurecht, unter anderem weil Wärme­ pumpen die Energie speichern können. Befreiung der EEG-Umlage für Wärmepumpenstrom? Im Rahmen der Wasserstoffstrategie wird diskutiert, ob Strom, der zur Er­ zeugung von grünemWasserstoff nötig ist, von der EEG-Umlage befreit werden soll. Das wirft die Frage auf, ob nicht auch der Strom, der zur Erzeugung von Erneuerbarer Wärme über Wärme­ pumpen benötigt wird, von der Umlage befreit werden sollte. „Die Energie­ trägerpreise sind nachwie vor der größ­ te Hemmschuh für die Wärmewende und den Markthochlauf der Wärme­ pumpe“, so Geschäftsführer Martin Sabel. Die Senkung des Strompreises sei ein wichtiger Impuls – für einen nachhaltigen Aufschwung der Konjunk­ tur und für die industriepolitische Neu­ ausrichtung der Heizungsindustrie im Sinne der Klimaziele.  INFORMATIONEN Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e. V. Hauptstraße 3 10827 Berlin Tel. 030 / 208 799 716 info@waermepumpe.de www.waermepumpe.de 28 Messe-Journal 2020

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