Eine wahrlich süße Erfolgsgeschichte Im Porträt: Hannovers Zuckerbäcker Raheem Haidar Von klein auf hatte Raheem Haidar nur ein Ziel: Anwalt werden. Und alles schien darauf hinzudeuten. Seine Noten waren gut, die Aufnahme an der Universität Damaskus gelang, und auch den Bachelor schloss er mühelos ab. Doch als der Krieg in Syrien eskalierte, entschied er sich – wie viele andere – zur Flucht. Dabei hatte er großes Glück: Sein Schwager arbeitete als Arzt an der Medizinischen Hochschule, was ihm die Einreise nach Deutschland erleichterte. Kaum in Hannover angekommen, bestand Raheem darauf, dass alle mit ihm Deutsch sprachen. „Auch wenn ich anfangs fast nichts verstand – ohne Sprache funktioniert Integration nun einmal nicht“, sagt er. Vormittags besuchte er Sprachkurse, nachmittags schleppte er Pakete für DHL oder arbeitete bis spät in der Gastronomie, denn sein Juraabschluss wurde nicht anerkannt. Dann kam Corona: Aufgrund seines befristeten Vertrags verlor Raheem seinen Job. Affront für die Geschmacksnerven Als ihn seine Schwester kurz darauf zum Geburtstag einlud, gab es Torte. Doch die schmeckte Raheem überhaupt nicht – ein Affront für seinen feinen Gaumen. Vor versammelter Runde verkündete er kurzerhand, die nächste Torte selbst zu backen. Erfahrung? Null. Aber wie schwer konnte das schon sein? Am nächsten Tag wagte er sich an sein Erstlingswerk: eine Sahnetorte mit Biskuitboden. Als sie fertig war, war Raheem begeistert. „Das hat enorm viel Spaß gemacht – meine Leidenschaft war entfacht. Danach habe ich fast täglich eine Torte gebacken.“ Schritt für Schritt eignete er sich alles selbst an, über YouTube-Videos, Recherchen und unzählige Versuche. Wenig später überraschte er seine Nichte mit einer Buttercremetorte samt buntem Motiv zum Geburtstag, die Familie war begeistert. Und während Raheem immer üppigere und aufwändigere Kreationen zauberte, begann seine Freundin, die Kunstwerke auf Instagram zu posten. Und nach vielen Tortenfotos war es schließlich seine Freundin, die ihn heimlich bei der Fernsehshow „Das große Backen“ auf Sat.1 anmeldete – mit Erfolg. Vier Wochen lang lebte er in Berlin, um sein Talent in der Show Tag für Tag unter Beweis zu stellen. Am Ende überzeugte er sowohl die Jury als auch die Zuschauer – und gewann 2022 die Jubiläumsstaffel von „Das Großen Backen“ . Leidenschaft zum Beruf machen Nach so viel Erfolg und Anerkennung lag es nahe, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Raheem begann kurzfristig eine Ausbildung zum Konditor. „Aber zum einen wurde ich zum Arbeiten und nicht zum Lernen eingesetzt, zum anderen ist das Angestelltendasein nicht meins“, sagt er. Stattdessen nahm er ein Angebot der Drogeriekette DM an und führte bundesweit Backworkshops durch. 2024 präsentierte er sich erstmals mit einem eigenen Stand auf der infa. Ende 2024 ergab sich die nächste Chance: Die Hannoversche „Fine Art Bakery“ Mundus wurde zum Verkauf angeboten – der Neu-Hannoveraner zögerte nicht lange. Seither ist er nun deutlich breiter aufgestellt und gestaltet mit Mundus Candybars für Firmenevents und stattet große Veranstaltungen aus. Auch Privatkunden kommen zu ihm: Hochzeitstorten gehören zu seinen Spezialitäten. Jedes Backwerk ein Original Mundus arbeitet ausschließlich auftragsbezogen: „Unternehmen ordern vor allem Kleingebäck wie Torteletts, Cupcakes, Minikuchen, Brownies oder Macarons für ihre Events“, berichtet Raheem. Jedes Stück wird individuell gefertigt – mit Logos und Farben in Unternehmensfarben. Ein Beispiel: Für das 200-jährige Jubiläum von Enercity stellte Raheems 26 Küchen
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