Kerstin Daecke Vertriebsleiterin Baufinanzierungen, Hannoversche Volksbank Die Nachfrage nach Baufinanzierungen hat sich in den letzten zwölf Monaten erhöht. Besonders die Nachfrage nach Gebrauchtimmobilien nimmt zu, während der Neubaubereich noch etwas zurückhaltend ist. Zudem gewinnt das Thema Sanierung, Renovierung und Modernisierung zunehmend an Bedeutung. Aufgrund des derzeitigen Zinsniveaus sind Annuitätendarlehen mit einer Zinsbindung von zehn Jahren besonders gefragt. In unseren Beratungen empfehlen wir unseren Kund:innen, Absicherungsmaßnahmen gegen mögliche Zinsänderungsrisiken zu treffen. Dazu gehören längere Zinsbindungen bis 30 Jahre für einen Teil der Finanzierung oder die Ansparung eines Bausparvertrags, um Zinssicherheit zu gewährleisten. Zusätzlich sind auch flexible Kreditvertragsbestandteile sehr gefragt, die es ermöglichen, kurzfristig auf veränderte Lebensumstände zu reagieren. Dazu zählen Sondertilgungsrechte und die Option eines Tilgungssatzwechsels. Für 2026 erwarten wir, dass die Nachfrage nach Bestandsimmobilien auf dem aktuellen Niveau bleibt. Die Entwicklung der innerpolitischen Rahmenbedingungen bleibt abzuwarten, jedoch könnte die energetische Sanierung an Bedeutung gewinnen. Zudem werden in den kommenden Jahren Prolongationen verstärkt in den Fokus rücken, da Fälligkeiten aus den Niedrigzinsjahren anstehen, die mit höheren Zinssätzen verlängert werden müssen. Dies erfordert eine intensivere Betreuung und Beratung unserer Kund:innen. Mirjam Mohr Mitglied des Vorstands der Interhyp Gruppe im Bereich Privatkundengeschäft Bereits seit Beginn 2024 hat sich der Markt für Baufinanzierungen deutlich erholt. Niedrigere Zinsen, Immobilienpreise, die weiterhin unter ihren Höchstständen liegen, und Lohnerhöhungen haben die Leistbarkeit verbessert. Hinzu kommt die angespannte Situation am Mietmarkt – immer mehr Menschen beschäftigen sich mit dem Kauf einer eigenen Immobilie, statt eine neue Mietwohnung zu suchen. Im laufenden Jahr hat sich die Erholung des Marktes fortgesetzt. Gerade zu Beginn des Jahres haben wir einen starken Anstieg bei der Nachfrage nach Wohneigentum gesehen. In den vergangenen Monaten hat sich die Dynamik etwas abgeschwächt. Gründe sind das wieder etwas höhere Zinsniveau im Vergleich zum Jahresanfang und die angespannte wirtschaftliche sowie geopolitische Lage, die für Unsicherheit sorgt. Grundsätzlich gehen wir aber davon aus, dass das Interesse an Immobilien auch in den kommenden Monaten hoch bleiben wird. 2025 greifen unsere Kund:innen zu bewährten und sicheren Finanzierungsmodellen wie Annuitätendarlehen. Diese bieten Planungssicherheit bei stabilen Monatsraten. Dabei sehen wir, dass der Trend aktuell wieder hin zu kürzeren Zinsbindungen geht (im Schnitt elf Jahre). Lange Zinsbindungen (15 o. 20 Jahre) sind teurer, kurze Zinsbindungen (fünf bis zehn Jahre) günstiger, was die monatliche Rate reduziert, was im aktuellen Zinsumfeld für viele Haushalte wichtig ist. Gefragt sind außerdem KfW-Förderdarlehen, die Zinsvergünstigungen und Tilgungszuschüsse bieten, sowie Bausparverträge. Viele nutzen diese zur langfristigen Vorbereitung auf den Immobilienkauf. Zudem legen unsere Kund:innen Wert auf flexible Finanzierungen mit Sondertilgungen und Tilgungsanpassungen, um auf Lebensveränderungen reagieren zu können. Für 2026 rechnen wir mit einem moderaten Anstieg der Bauzinsen in Richtung vier Prozent für zehnjährige Darlehen, bedingt durch höhere Staatsausgaben und steigende Kapitalmarktrenditen. Vor diesem Hintergrund werden aller Voraussicht nach kürzere (und damit günstigere) Zinsbindungen gefragt bleiben, um die monatliche Rate zu reduzieren. Zum Ende dieses Jahres wird zudem die KfW-55-Neubauförderung wiederbelebt – und diesmal in deutlich gröFoto: Adobe Stock/OH winter 2025/26 51
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