42 Raumklima BWI IM GESPRÄCH Schimmel in Räumen vermeiden Bauingenieur Florian Lörincz ist Energieberater der Verbraucherzentrale und zertifizierter Sachverständiger für hygrothermische Bauphysik. Wir sprachen mit ihm über Gründe für Schimmelbildung, was Pflanzen damit zu tun haben und wie man nach dem Duschen das Badezimmer richtig lüftet. Welche Temperatur muss ein Raum im Winter haben, damit es darin nicht schimmelt? ? Das lässt sich leider nicht pauschal beantworten. Wenn man einen Wohnraum über die gesamte Heizperiode bei 16 Grad Celsius belässt, wäre das ungünstig. Immerhin stellen Duschen und Baden, Wäschetrocknen, aber auch großblättrige Pflanzen, Aquaristik etc. nennenswerte Feuchtequellen dar. Verbunden mit einer zu geringen Raumtemperatur lässt diese auf ausgekühlten Wandflächen eine hohe Luftfeuchte entstehen, die die Schimmelentstehung begünstigt. Über einen begrenzten Absenkzeitraum, also beispielsweise über Nacht, sind 16 Grad hingegen völlig in Ordnung, wenn der Raum tagsüber wieder regulär beheizt wird. Und wenn dieser Raum komplett leer steht? Wenn ein Raum aufgrund ausbleibender Nutzung keine Feuchtigkeit von innen bekommt, kann über die sogenannte Fugenlüftung – das sind die bauüblichen Leckagen – dennoch Luftfeuchte von außen eindringen. Bei kurzfristigen Anstiegen der Außentemperatur, etwa im Frühling kurz nach der Heizperiode, steigt dann üblicherweise auch Außen- und Innenluftfeuchte. Gefährdet sind hier gering gedämmte Massivbauten, deren Außenwände über die Heizperiode stärker auskühlen als in gedämmten Gebäuden. Welche Räume werden neben dem Badezimmer häufig befallen? Dauerhaft ungeheizte Schlafzimmer sind hier ebenso gefährdet wie Souterrainwohnungen, da deren Innenraumtemperatur insbesondere in den Sommermonaten tendenziell geringer als in den oberen Geschossen ist. Ebenso kann bei diesen auch noch Feuchte über defekte Abdichtungssysteme zum Erdreich eindringen. Aus diesem Grunde schimmeln Keller vor allem im Sommer: Ihre Räume und Wandflächen bleiben kalt, während warme Luft durch offene Türen, Fenster oder Fugen einströmt. Die hohe Luftfeuchtigkeit der warmen Luft setzt sich an die kühlen Kellerwände ab und erhöht dort die relative Luftfeuchte. Die Folge ist Schimmelbildung. Wie schnell wächst eigentlich Schimmel? Recht fix. Es gibt zum einen die Auskeimzeit, in der aus der Spore ein Schimmelpilzfaden wächst. Diese Zeit ist abhängig von der relativen Luftfeuchtigkeit und der Raumtemperatur bzw. der Oberflächentemperatur. Ein Beispiel: Wir haben an der Wandoberfläche eine Temperatur von zehn bis zwölf Grad. Obwohl die Luftfeuchtigkeit im Raum bei 50 Prozent liegt, ist die Luftfeuchte in den oberflächennahen Poren der ausgekühlten Außenwände deutlich höher, möglicherweise zwischen 80 bis 90 Prozent. Dann würde die Auskeimzeit bei rund zwei bis vier Tagen liegen. Ab dann beginnt aus der Spore ein Pilzfaden herauszuwachsen – unter den genannten Umgebungsbedingungen rund ein bis zwei Millimeter pro Tag. Schimmelpilzwachstum kommt in den meisten Wohnräumen wenigstens in geringem Maße vor. Auch in Singlehaushalten lebt man also nicht allein. Reichen zehn Minuten Lüften nach dem Duschen? Das kommt darauf an, wie viel Feuchtigkeit sich in der Raumluft befindet, wie groß das Badezimmer ist, ob die Wände bis zur Decke verfliest oder feuchteregulierend verputzt sind. Deshalb kann man nicht exakt sagen, nach wie vielen Minuten ein Raum sicher abgetrocknet ist. Zudem stellt sich die Frage, ob eine Querlüftungsmöglichkeit gegeben ist, und selbst dann wissen wir nicht, wie schnell der Luftaustausch erfolgt, weil die Querlüftung ja auch abhängig vom Winddruck ist. Wie kann man dann prüfen, ob der Raum trocken ist? Beim Prüfen gibt es zwei Möglichkeiten: Der Königsweg ist ein Thermohygrometer mit Schimmelalarm, das die Lufttemperatur und die Luftfeuchtigkeit misst. Wenn die Luftfeuchtigkeit in einen schimmelkritischen Bereich ansteigt, gibt es ein Signal. Wenn genug gelüftet und die Luftfeuchtigkeit auf ein niedriges Niveau gefallen ist, bricht das Signal wieder ab. Diese Geräte gibt es im Fachhandel und möglicherweise auch in Baumärkten. Wichtig ist es, den Hygrothermometer dorthin zu stellen „wo es wehtut“, also wo Foto: Lörincz
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