Birdie | Ausgabe 7 April 2025

Immer der Reihe nach… Im Regelabend weise ich immer darauf hin, dass ein Spieler, wenn er ein Erleichterungsverfahren in Anspruch nehmen möchte, erst einmal den Ball liegen lassen soll, um zu schauen, wo er mit seinem Wunsch nach strafloser Erleichterung denn so hinkommt. Der nächstgelegene Punkt vollständiger Erleichterung ist nämlich vor allem nächstgelegen und vollständig. Ob sich die Lage dadurch wesentlich verbessert, ist nicht gesagt. Er kann auch in tiefen Brennnesseln liegen und da ist es manchmal einfach besser, den Ball von zum Beispiel einem Sandweg zu spielen, statt ihn im Gebüsch zu droppen. Hat der Spieler den Ball aber schon aufgehoben, muss er durch das Erleichterungsverfahren zurücklegen. Dies wäre schlicht ein „Ball in Ruhe bewegt durch Regel R9.4" und zöge einen Strafschlag nach sich. In unserem heutigen Fall benötigte der Spieler aber etwas länger, um sich die Situation anzuschauen. Nachdem er seinen Ball in ein lichtes Gebüsch neben dem Grün geschlagen hatte, bat er den Referee um Hilfe. Der Schlag aus dem Busch in Richtung Grün, den er beabsichtigte, war schwierig aber möglich, Regel R16.3 ließ also ein strafloses Erleichterungsverfahren zu. Er prüfte die Balllage, vermutete er doch auch unter seinem Ball ein Tierloch, da unter dem Busch und rundherum eine Ansammlung von Wühlmausgängen und -haufen zu sehen war. Der Ball wurde markiert, vorsichtig aufgehoben und – siehe da – auch unter dem Ball war ein Wühlmausgang. Damit war die Erleichterung von ungewöhnlichen Platzverhältnissen im Gelände nach Regel R16 zulässig. Der nächstgelegene Punkt vollständiger Erleichterung von diesem Wühlmausgang war nicht ganz 3 cm entfernt und der Spieler droppte im Erleichterungsbereich von einer Schlägerlänge auf einen Wühlmaushaufen. Damit war der Ball erst einmal im Spiel. Erleichterungsverfahren werden nacheinander abgewickelt. Es war hier also ein neues Verfahren möglich, das sich aus der neuen Situation ergab. Auch hier lag der nächstgelegene Punkt vollständiger Erleichterung von diesem Haufen wenige Zentimeter entfernt. Der Erleichterungsbereich von einer Schlägerlänge ließ hier wieder Raum, um einen neuen Drop auf einen Haufen zu ermöglichen. So langsam wurde der Grund klar, weswegen der Spieler am Anfang etwas länger brauchte. Denn er hatte einen Drop-Plan. Also noch ein Drop auf einen weiteren Haufen, wieder straflos und er kam ins gepflegte Semirough, von wo aus er ganz leicht aufs Grün und mit einem weiteren Putt zum Birdie einlochen konnte. Was lernen wir daraus? Als Spielleitung, dass bei der Platzvorbereitung solche Wühlmaushügelgebiete auch zu einem Umstand zusammengefasst werden können und als Spieler, dass es sich lohnt, etwas nachzudenken, wohin man gerne möchte und ob sich Möglichkeiten ergeben, dies durch kluges Droppen zu erreichen. Und falls wie üblich im Clubgolf kein Referee zur Hand sein sollte: Macht ein paar Fotos mit dem Smartphone und spielt im Zweifel einen Regelball. Schönes Spiel – wir sehen uns auf dem Platz! golf_rules_d www.golf-rules.com Torben Wissuwa: Wie kluges Regelwissen den Score retten kann @birdiemagazin @birdiemagazin @Birdie - Golf | Style | Genuss www.birdie-magazin.de Bis zur nächsten Birdie zu warten, lohnt sich zwar – aber uns in der Zwischenzeit auf allen digitalen Kanälen zu folgen, ist trotzdem eine fast schon zwingende Empfehlung! Bilder: Torben Wissuwa 10 www.birdie-magazin.de Birdie 01|2025 NEWS

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