NLV-StaffelStab Dezember 2025 · 22 trauensvolle Atmosphäre geworden. Die Kinder führen „ihre“ Seniorinnen und Senioren durch die Sporthalle, helfen beim Aufstehen, geben Sicherheit und üben so Empathie, Verantwortungsgefühl und alterssensible Kommunikation. Zwischen den Bewegungsaufgaben und Spielen entstehen immer wieder kleine Inseln des Austauschs. In einer Ecke sitzt die zehnjährige Martha neben der 93-Jährigen Rosemarie und blättert gemeinsam mit ihr durch alte Fotos vom Handballteam der Seniorin. Am Rand der Halle zeigt der zwölfjährige Magnus seinem „SchulOpa“ stolz seine Deutscharbeit. Solche Momente machen deutlich: Die AG ist nicht nur ein Bewegungsraum, sondern auch ein Labor für Sozialkompetenz. Fragen werden gestellt, Geschichten erzählt, Unterschiede entdeckt und Brücken gebaut zwischen Lebenswelten, die sonst selten zueinanderfinden. Das Projekt lebt von Motivation und erzeugt Motivation. Die Kinder sind hochinteressiert, trotz voller Stundenpläne und Theoriestunden. Sie lernen, Sportstunden zu planen, Spiele anzuleiten und vor Gruppen zu sprechen. Die Seniorinnen und Senioren lassen sich anstecken: von der kindlichen Freude, von Bewegung und Begegnung. „Das Zusammensein mit den Kindern eröffnet mir eine ganz neue Welt“, berichtet Rosemarie. Ihre Tochter ergänzt, so strahlend habe sie ihre Mutter seit Jahren nicht mehr erlebt. Motivieren und motiviert werden, das gilt in beide Richtungen. Viele Seniorinnen und Senioren bewegen sich im Alltag sonst kaum. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Pflegebedürftigen seit 2014 auf 5,6 Millionen verdoppelt. Mithilfe der Ergotherapeutin Wencke Delekat von „Seniorensport Stade“ als Projektpartnerin der Schule setzt LebensFreunde hier gezielt an: Schon einfache koordinative Übungen, Bewegungsaufgaben im Gehen oder rhythmisch-motorische Spiele reichen aus, um Mobilität zu erhalten und Stürze zu verhindern. Bewegung aktiviert die Muskulatur und das Gleichgewicht, fördert HerzKreislauf und Wohlbefinden. Gleichzeitig kommen im gemeinsamen Miteinander Erinnerungen an frühere Sportarten hoch, an die eigene Schulzeit und Jugend, alles Gesprächsanlässe, die weit über die eigentliche Übung hinausreichen. Neben der körperlichen Ebene wirkt das Projekt auch gegen soziale Isolation. Die Seniorinnen und Senioren berichten von ganz unterschiedlichen Lebenswegen. Manche leben allein, ihre Kinder haben die Region oft verlassen. Viele der Schülerinnen und Schüler wiederum sehen ihre Großeltern nur selten, weil diese weit entfernt wohnen oder sogar im Ausland leben. Der Wunsch nach Kontakten eint alle Beteiligten. Unterstützt werden die „LebensFreunde“ von älteren Jugendlichen, die das Projekt im Peer-Teaching begleiten. Sie geben Tipps, übernehmen das Anleiten kleiner Übungen und sind für die Fünft- bis Siebtklässler sichtbare Vorbilder in Sachen Engagement. Und auch außerhalb der Halle wird das Projekt zum Lernfeld. Fachleute von der Hochschule21 kommen regelmäßig in den Unterricht und begleiten LebensFreunde wissenschaftlich, während Mittwochnachmittag in der Sporthalle des Vincent-Lübeck-Gymnasiums in Stade: Es riecht nach Turnmatten und Linoleum, erwartungsvolles Stimmengewirr hallt durch die Luft. 20 Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgängen fünf bis sieben begrüßen 15 Seniorinnen und Senioren, die älteste 95 Jahre alt. Noch vor wenigen Monaten war diese Szene eher ungewohnt. Heute ist sie gelebter Alltag der AG „LebensFreunde – Generationen bewegen“. Schon Tage vorher fragen die Kinder: „Kommen diese Woche wieder unsere Omas und Opas?“ Und genau diese Frage zeigt, wie sehr aus Fremden Vertraute geworden sind. Den ersten Impuls lieferte eine besondere Erfahrung: Schülerinnen und Schüler liefen gemeinsam mit Bewohnerinnen und Bewohnern eines Seniorenheims um das Laufabzeichen. Die unerwartete Begeisterung, die sich damals zwischen Jung und Alt entfaltete, wurde zur Keimzelle des Projekts „LebensFreunde“. Alle 14 Tage treffen sich die Kinder inzwischen mit ihren Seniorinnen und Senioren, in den Zwischenwochen absolvieren sie in Kooperation mit dem Niedersächsischen Leichtathletikverband (NLV) eine Ausbildung zum Vereinsassistenten und „LebensFreunde-Coach“. Aus den ersten, schüchternen Begegnungen ist inzwischen eine verGenerationen in Bewegung Leichtathletik als Brücke zwischen Jung und Alt
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