Stapellauf des Steinhuder Hechts vor 250 Jahren Der Hofhistoriker der Hofkammer Bückeburg Wilhelm Gerntrup schreibt über das Steinhuder Meer und seine Historie Auftraggeber Graf Wilhelm von Schaumburg- Lippe (1727-1777, reg. 1748-1777) „Figur des Fisches“, „Lucken zum Einsteigen“, „ein Maul, welches eröfnet werden kann“ und Platz für „15 bis 30 Man“ – so lauten einige der knappen handschriftlichen Hinweise und Erläuterungen auf der Konstruktionsskizze zur Entwicklung eines ganz und gar ungewöhnlichen Wasserfahrzeugs. Es werde „ohngefehr 200 Ctr. Waare“ fassen, biete „Raum für die Manschaft jeder in seiner loge“ und könne bei Sturm, starkem Seegang und Begegnung mit feindlichen Schiffen unter der Meeresoberfläche fahren, ist zu lesen. Ausgedacht hatte sich das neue technische Wunderwerk ein gewisser Jakob Chrysostomus Praetorius. Der aus der Uckermark stammende Pastorensohn hatte sich nach der Schule als „IngenieurGeograph“ betätigt und war 1759 in den schaumburg-lippischen Heeresdienst eingetreten. Das war nach Ausbruch des „Siebenjährige Krieges“ drei Jahre zuvor ein gefährlicher und anstrengender Job. Die kleine Truppe unter dem Oberbefehl des damaligen Grafen Wilhelm war in ganz Europa unterwegs. Die Tauch-Fahrzeug-Idee des mittlerweile zum Artillerie-Offizier beförderten Erfinders blieb lange unbeachtet. Diejenigen, denen er davon erzählt hatte, dürften das Ganze als Unsinn abgetan haben. Doch dann wurde aus dem vermeintlichen Hirngespinst wider Erwarten Wirklichkeit: 1772, also vor 250 Jahren, ging im Steinhuder Meer der deutschlandweit erste Stapellauf eines U-Boots über die Bühne. Ermöglicht und in Auftrag gegeben hatte die Sache Praetorius’ Befehlshaber Graf Wilhelm. Der als aufgeklärter Potentat und ausgewiesener Militärstratege geltende Landesherr hatte die kreative Begabung und die vielseitige Einsetzbarkeit Rückblick Der vermutlich erste Entwurf des auf der Skizze als „Bückeburgische Advis Jagt“ (Aviso = schnelles Nachrichtenschiff) bezeichneten deutschen Unterseeboots. 38
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