SAILAWAY | Ausgabe 1 - 2025

25 JAHRE NACH DER EXPO Geschichte des Scheunenviertels ARTIKEL VON: EMKE HILLRICHS Die Geschichte vom Scheunenviertel Steinhude geht auf das Jahr 1756 zurück. Die Scheunengebäude wurden am damaligen Ortsrand Steinhudes als große Durchfahrtsscheunen gebaut, um das Heu und Stroh der Landwirte, welches eine hohe Brandgefahr darstellte, zu lagern. Getreide und Heu sicherten damals das Überleben von Menschen und Vieh im Winter. Früher erfolgte die Ernte von Heu und Getreide anders als heute. Die Getreidefelder wurden abgeerntet, das ungedroschene Getreide auf dem Halm in „Hocken“ zum Trocknen aufgestellt und später eingefahren. Heu konnte in guten Jahren zweimal nach dem Vortrocknen auf den Wiesen eingebracht werden. Dabei durfte es nicht mehr nass sein, da es sich sonst beim Gären entzünden konnte. Auf dem zentralen Platz vor den Scheunen wurde das Getreide gedroschen und das Heu getrocknet. Seit 1871 diente der Scheunenplatz auch als Festplatz für das Volks- und Schützenfest und samstag findet dort auch heutzutage noch der Steinhuder Wochenmarkt statt. Die Längsfahrtscheunen wurden architektonisch aus dem niederdeutschen Hallenhaus entwickelt und gebaut. Die durchfahrbare Längstenne mit den beiden Giebeltoren ermöglichte die gerade Einfahrt der beladenen Wagen von zwei Giebelseiten. Durch dieses Verfahren wurde eine höhere Auslastung der Pferdegespanne und Fahrzeuge erreicht. Beim dem Einbringen von Heu und Getreide ließ sich so der Ablauf beschleunigen. Die mit der Forke vom beladenen Wagen aufgenommenen Garben wurden von Mann zu Mann weitergegeben. Der letzte Mann erfasste sie mit den Händen und legte sie in wechselnder Richtung lagegerecht im „Bansen“ (Lagerfläche) neben der Tenne ab. Nach dem Entladen mussten die Wagen nicht mehr wie im niederdeutschen Hallenhaus umständlich von Hand rückwärts hinausgeschoben werden, da sie ja auf der anderen Seite ausfahren konnten. Die Scheunen mussten gut durchlüftet sein, damit das eingelagerte Getreide nachtrocknen und das Korn in Ruhe nachreifen konnte. Darüber hinaus sicherte die Durchlüftung die Keimfähigkeit des Korns. Auf der Tenne wurde teilweise auch das Korn gedroschen. Mit der zurückgehenden Landwirtschaft nach 1945 verringerte sich auch die Bedeutung des Scheunenviertels. Einige Scheunen brannten ab oder verfielen, da sie nicht mehr baulich in Stand gehalten wurden. Der letzte historische Brand ereignete sich am 24.11.1756, wobei das gesamte Scheunenviertel abbrannte und wieder neu aufgebaut werden musste. Ehemals standen an diesem Platz vermutlich 20 -25 Scheunen, die nun durch die Jahre immer weniger genutzt wurden. Das Viertel verkam zu einem Hinterhof und die übrig gebliebenen Scheunen wurden höchstens noch als Unterstand für landwirtschaftliche Geräte und Boote genutzt. Die Stadt Wunstorf hatte 1995 einen Antrag zur „Revitalisierung des Scheunenviertels in Steinhude“ als dezentrales Projekt zur Weltausstellung EXPO-2000 in Hannover gestellt und es wurde am 29. Juli 1997 von der EXPO2000 GmbH registriert. Wie alle registrierten Projekte erfüllte es die Kriterien wie gute Erreichbarkeit für die Besucher, sinnvolle Nutzung nach der EXPO, für das Publikum der Weltausstellung interessant, finanzierbar und auch für Kooperationspartner der Weltausstellung interessant. Das Projekt „Revitalisierung des Scheunenviertels“ war geboren. Fotos © Steinhuder Meer Tourismus GmbH 42

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