SAILAWAY | Ausgabe 1 - 2025

AALE IN RICHTUNG SARGASSO-SEE Das „Aal-Taxi“ ARTIKEL VON: EMKE HILLRICHS Eine ganz besondere Delikatesse, die es nur in Steinhude gibt, ist der „Steinhuder Räucheraal“. Man kann ihn mit den Fingern, auf Brötchen, mit Bratkartoffeln oder auf jedem guten Büfett zu sich nehmen. Den leckeren Aal gibt es natürlich auch als „Aal grün“ (gedünstet), „Aal gebacken“ (gebraten), „Aalsuppe“ und in weiteren delikaten Gerichten. In Steinhude gibt es noch 4 BerufsfischerUnternehmen, die das Fischrecht auf dem Meer gepachtet haben. Die Fische die sie fangen, werden auch hier im Umkreis vermarktet. Zander, Barsche, Rotfedern und Weißfische gehören neben den Aalen auch zum Fang. Bei den vielen Aalen, die in Steinhude geräuchert, gedünstet, gebraten, gebacken und verkauft werden, kommen natürlich nicht alle aus dem Steinhuder Meer. Sie müssen von anderen Fischfangunternehmen angekauft werden. Die Fische kommen aus Norwegen, Schweden, Dänemark, Polen und noch anderen Ländern. Diese Fische werden mit großen Spezialtransportern mit Bassin-Tanks, unter Zuführung von Sauerstoff, nach Steinhude gebracht, verarbeitet und geräuchert. Seit einigen Jahren gibt es aber auch eine spezielle Organisation und Unternehmung, die sich „Aal-Taxi“ nennt. An dieser Aktion beteiligen sich Fischunternehmen und Fischer aus Schleswig-Holstein und Norddeutschland. Hier werden große, schwere Aale gefangen, die nicht mehr über Flüsse zum Laichen in die Sargasso See (vor der Nordamerikanischen Küste im Atlantik) zurückschwimmen können. Sie werden mit Spezialtransportern in Bassins nach Bremerhaven gefahren und dort von Insidern in der Außenweser ausgesetzt, um ihnen den Weg zum Laichen in der Sargasso See zu erleichtern. Allein in dem letzten Transport wurden die Aale mit einem Gesamtgewicht von fast 9 Tonnen in der Weser ausgesetzt. Von dort aus begeben sich die Fische auf den langen ca. 5.000 km Weg zu ihren Laichplätzen. Die großen Aale haben so 300-500 Tausend Eier im Körper und können zwischen 30 und 60 Jahre alt sein. Man sagt aus Erfahrung, dass sie alle zehn Jahre um ein Pfund schwerer werden. Ein Teil der jüngeren Aale geht über eine Fischtreppe im Westen des Meeres in den Meerbach und schwimmt von da aus in die Weser, um nach einem langen Weg und vielen Gefahren die Sargasso See zu erreichen. Wenn die kleinen Aale geschlüpft sind, kommen sie in großen Schwärmen zurück nach Europa und gehen hier in die Flüsse und dadurch auch in die Seen, die von Flüssen durchzogen werden. Ein großer Teil der Glasaale wird vor der Küste Frankreichs im Süden gefangen und unter besten Bedingungen zu den Abnehmern in Deutschland und Holland gebracht. Im Steinhuder Meer, das keinen Zufluss hat, werden dann so in Beuteln 3.000 – 5.000 kleine Glasaale an vielen Stellen eingesetzt. Von diesen eingesetzten Aalen werden nur etwa 5-10 Prozent groß, da sie anderen Raubfischen zum Opfer fallen. Nach einigen Jahren werden sie dann mit den anderen Fischen im Frühjahr und im Herbst, „wenn der Blauaal zieht“, gefangen. Sie lassen sich von der Strömung treiben und gehen so in die Stellnetze der Fischer, die wiederum die kleinen Fische aussortieren und ins Meer zurückgeben. Dieses ist ein großartiges Unterfangen, das man nur unterstützen kann von politischer und behördlicher Seite. Es dient dem Natur- und Tierschutz genauso wie der Nachhaltigkeit, damit die Aale nicht in naher Zukunft auch auf die sogenannte „Rote Liste“ kommen.  56

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