BWI-Bauen-Wohnen-Immobilien_Nr. 2_2022

8 Living Outdoor Anke Seegert ist seit 1. Februar 2022 die neue Gartendirektorin der Herrenhäuser Gärten und nach Kurfürstin Sophie vor rund 300 Jahren die erste Frau an der Spitze. Die promovierte Landschaftsplanerin und Professorin für Pf lanzenverwendung an der Leibniz-Universität Hannover arbeitet bereits seit 2004 in Herrenhausen. Das größte Projekt in naher Zukunft ist das neue Ausstellungshaus im Berggarten. Frau Professor Seegert, wie kamen Sie zum Gärtnern? Meine Eltern haben gebaut, als ich klein war, und so zogen wir ins Eigenheimmit Garten. Meine Mutter hat mich schon relativ früh an den Garten herangeführt. Hier gab es reichlich Obst, Gemüse und einen Staudengarten. So habe ich meine Liebe zur Natur recht früh entdeckt. Und ich war so begeistert, dass ich schon mit elf Jahren bei einem Gärtnerbetrieb angefragt habe, ob sie eine Aushilfe bräuchten. Mit 14, 15 Jahren konnte ich erste Kurse an der BWI im Gespräch mit Prof. Dr. Anke Seegert, der neuen Gartendirektorin in Herrenhausen „Der Garten ist kein Selbstzweck“ Hochschule besuchen und entschied mich schon damals für den Studiengang „Landespflege und Naturschutz“. Darauf musste ich allerdings noch etwas warten. Und wann wurde eine Berufung daraus? Nach dem Abi habe ich zunächst eine Lehre im Garten- und Landschaftsbau in einemBetrieb imWendland gemacht, nur sieben Kilometer vonGorleben entfernt. Das war ein toller Betrieb, wo ich viel gelernt habe – sogar das Schafscheren! Insgesamt musste ich sechseinhalb Jahre auf einen Studienplatz warten, sodass ich als Gesellin inMünchen und Uelzen viel Praxiserfahrung sammeln konnte, diemir bis heute zugutekommt: Ich bin und bleibe Praktikerin. Was genau hat Sie nach Hannover geführt? Ehrlich gesagt wollte ich ursprünglich nicht nach Hannover, die Stadt hat mich nie interessiert. Aber als ich hier mit dem Studium anfing, hat es mir dann immer besser gefallen, ich habe die Stadt von Grund auf kennen und lieben gelernt. Hannover hat eine perfekte Größe! Ich habe als Gästeführerin in den Herrenhäuser Gärten angefangen und bin über mehrere Stationen dann als Betriebsleiterin in Herrenhausen eingestiegen. Gärtnern Frauen eigentlich anders? Wenn ja, wie? Schwierige Frage. Vielleicht gärtnern Frauen „lieblicher“, kleinteiliger alsMänner. Männer wollen am Ende des Tages häufig einfach Quadratmeter sehen. In unserem Team hier in Herrenhausen geht das natürlich nicht, da sind die Projekte und Aufgaben anders gelagert. Als Frau habe ich anfangs in diesem Job viel Gegenwind erfahren, da der Garten- und Landschaftsbau als Männerdomäne angesehen wird. Aber ich konnte die Kollegen immer überzeugen, wenn ich bei Regen in Gummistiefeln gezeigt habe, dass ich durchaus selbst anpacke. Plötzlich wurde ich akzeptiert. Wie manifestiert sich der Klimawandel in Herrenhausen? Und wie lässt sich diesem entgegenwirken? Der Klimawandel macht sich bereits deutlich bemerkbar: Wir müssen verstärkt gießen und haben dabei das Glück, dass wir auf Leinewasser zurückgreifen können. Was sich mit Wasser regulieren lässt, das haben wir also gut im Grif f, aber gegen die steigenden Temperaturen können wir nichts tun. Und so haben wir schon verschiedene alte Bäume verloren, darunter zwei sehr schöne Eichen, die plötzlich nicht mehr ausgetrieben haben. Wir haben weitere Sorgenkinder, etwa unsere Hamamelis und verschiedene Birken, die nach und nach absterben, weil es zu warm wird. Den Zuckerahorn plagt daFotos: Martina Lorek Das markante Bibliotheksgebäude an der Herrenhäuser Straße.

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