BWI-Bauen-Wohnen-Immobilien_Nr. 4_2023

… Benedikt Kaesberg, Akademiker, Zimmerermeister und seit 2004 im Strohballenbau aktiv. Er hat maßgeblich die bautechnische Anerkennung des Strohballenbaus in Deutschland mitentwickelt, ist Hersteller von Strohballen als Bauprodukt sowie als Autor tätig. 16 Energiesparen 1. Warum kommt man erst jetzt auf Stroh als Baumaterial? Stroh wird, wie Pflanzen allgemein, von Menschen schon seit tausenden Jahren als Baustoff verwendet. Strohballenbau fast so alt wie die Erfindung der Strohballenpresse. Damit kann das Ausgangsmaterial in eine fürs Bauen gut brauchbare Quaderform gepresst werden. Weil Bauen zukünftig viel mehr als heute daran auszurichten ist, Ressourcen zu schonen und CO2-Emissionen zu reduzieren, erfährt Stroh als Bauma- terial aktuell neue Aufmerksamkeit. 2. Zieht die Nachfrage Ihrer Meinung nach an? Wenn ja, woran machen Sie das fest? Diese neue Aufmerksamkeit führt auch zu neuen Bauprojekten. Es gibt vor allem ein paar mehr größere Bauprojekte, die als Strohballenbauten realisiert werden. Kostensteigerungen im Bauwesen allgemein machen sich allerdings auch bei Strohballenbauprojekten bemerkbar. Der Trend geht trotzdem nach oben, langsam und stetig. 3. Bei den aktuellen Stark- regenereignissen: Wie sicher / resistent sind Außenwände aus Stroh? Den Witterungsschutz stellt bei einer strohgedämmten Außenwand die äußere Bekleidung dar. Das ist meist ein Kalkputz oder eine Holzschalung. Diese sind auch bei Starkregen funktionstüchtig. 4. Welche Dämmwerte (U-Wert) weist eine Strohdämmung, welche eine Gebäudehülle auf? Baustrohballen haben eine Wärmeleitfähigkeit von 0,049 W/(m2K). Damit kann jeder heute geforderte Wärmedämmstandard erreicht werden. 5. Wissen Sie, ob es in der Region Hannover bereits Strohgebäude gibt? Ja, in der Region Hannover gibt es erste Strohgebäude – eines in Idensen bei Wunstorf, eines in Wennigsen, ein weiteres in Ilsede. Außerdem gibt es in Flegessen bei Bad Münder einen Dorf- laden, der als Strohballenbau errichtet wurde. rk Das BWI-Kurzinterview zum Thema Strohballenbau 5 Fragen an ... Welche Bauweisen gibt es für Strohballenhäuser? Bei Strohballenhäusern wird zwischen tragender und nichttragender Bau- weise unterschieden. Tragende Strohballenbauweise: Wände bestehen gänzlich aus Strohballen Dachlast wird über Strohballen getragen Strohballen übernehmen (wie Mauersteine) die Last Diese Variante eignet sich allerdings nur für ein- bis eineinhalbgeschossige Gebäude und wird in Deutschland nur mit Einzelfallgenehmigung zugelassen. Nichttragende Strohballenbauweise: Tragwerk wird von Holzständerwerk gebildet Zwischenräume, sogenannte Gefache, werden mit Stroh ausgefüllt Stroh dient als Dämmstoff Holzständerwerk übernimmt die Last Diese Konstruktionsart ist weitestgehend mit dem Holzrahmenbau vergleichbar. Bei dieser Bauweise können zunächst sowohl Gerüst als auch Dach fertiggestellt und erst danach die Strohballen eingebracht werden. Allerdings muss die Verarbeitung des Strohs sehr zügig geschehen, um es so vor Nässe zu schützen. Quelle: www.drklein.de Foto: privat Foto: FNR/Peter Eichler

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQwNjM=