Birdie | Ausgabe 1 April 2022

Wiebke Thuseks Erstkontakt mit dem Golfsport fand, ihrer damals schon ausgeprägten Passion des Reisens entsprechend, in relativer Ferne statt – war ansonsten aber eher eine Zufallsbegegnung aus der Situation heraus als ein lang gehegter Traum: „Ich bin auf einer Reise nach Irland dort mit einemFreund auf den Golfplatz gegangen“, erinnert sich sie sich an ihre ersten Schritte auf dem heiligen Grün. „Ich fand es dort ehrlich gesagt so langweilig, dass ich alleine deshalb schon mitgespielt habe, um etwas zu tun zu haben. So bin ich zu meiner ersten Golfstunde gekommen. Und ab dem Moment, wo ichmich aktiv mit dem Thema beschäftigt habe, ist meine Faszination natürlich sprunghaft angestiegen.“ Wiebkes erste Golfstunde war allerdings alles andere als der Beginn eines stringenten Ausbildungswegs – damals war der Einstieg in den Golfsport ungleich schwerer als heute, wie die Reiseexpertin aus eigener Erfahrung zu berichten weiß: „Damals war es viel komplizierter, Mitglied in einem Golfclub zu werden. Zum Glück hatte mein damaliger Freund, der gute Kontakte zum Präsidenten Fritz Klippel hatte, hinbekommen, mir einen Platz im Burgdorfer Golfclub zu verschaffen. Ansonsten wären 70 Leute vor mir auf der Warteliste gewesen – und selbst wenn ich an der Reihe gewesen wäre, hätte ich noch zwei Bürgen gebraucht, die ich nicht hätte vorweisen können“, sagt Thusek und zeigt, wie viel elitärer der Sport damals noch war als wir es heute gewohnt sind. „Nicht herumgekommen bin ich umdie 4.000 Mark Kaution, die damals auch noch fällig waren. Alleine, dass Wiebke auf eher unkonventionellen Wegen in den Club gekommen ist, zeigt aber auch, dass Verallgemeinerungen damals ebenso wenig Sinn machten wie heute: „In Burgdorf hat manmich offen aufgenommen, und es herrschte ein tolles Gemeinschaftsgefühl. In manch anderem Club wäre ich damals nicht einmal wahrgenommen worden. Am Ende hängt es immer vom jeweiligen Verein ab, was für ein Wind dort weht.“ In Sachen Etikette fällt der Niedersächsin dann aber doch noch etwas ein, was sich grundlegend geändert hat: „Damals war es üblich, dass man sich nach dem Spiel fein machte. Das machen die ‚DiDaGo Damen‘ heute noch und vor allem die Älteren, die es von f rüher gewohnt sind.“ Wer es einmal zum Mitglied in einem Club geschafft hat, muss allerdings auch spielen können – Wiebkes golferische Fähigkeiten waren zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich ausbaufähig. Dabei profitierte sie aber davon, dass früher im Golf nicht alles strenger gehandhabt wurde: „Die Platzreife gab es zwar damals schon, aber es wurde nicht so drauf geachtet… Zumindest habe ich es geschafft, sie zu umgehen Seit über 40 Jahren organisiert Wiebke Thusek individuelle Reisen – und mindestens genauso lange schwingt sie bereits den Golfschläger. Die erfolgreiche Geschäftsfrau aus Uetze gewährt uns einen Einblick in eine Zeit, in der die Golfuhren noch anders tickten als heutzutage. Bilder: Wiebke Thusek Wiebke Thusek beim Hesse-Cup 2002. Text: Henning Sonnenschein | Interview: Thomas Rätzke Thusek (Mitte) in Bad Lippspringe mit ihren Mitstreiterinnen Inge Wehling (links) und Hannelore Scheele (rechts). WIEBKE THUSEK | GOLFREISEN 47 www.birdie-magazin.de Birdie 01|2022

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