BWI-Bauen-Wohnen-Immobilien_Nr. 1_2023

Februar/März 2023 25 Alle an einem Tisch Gab es beim Jahresempfang auch positive Entwicklungen? Man habe in Niedersachsen die komfortable Situation, dass man in den letzten sechs Jahren mit der Landesregierung im „Bündnis für Bezahlbares Wohnen“ vieles auf die Beine gestellt habe. Das sei aber nur deshalbmöglich gewesen, weil das Land alle Akteure, also auch die Unternehmer:innen, mit an den Tisch geholt habe. Allein aus dem BFW waren sechs Unternehmer:innen vertreten, die sich in den verschiedenen Arbeitsgruppen des Bündnisses engagierten. So habe das Ergebnis am Ende für alle gestimmt: „Wir haben eines der modernsten Förderprogramme auf die Beine gestellt. Andere Bundesländer schauen jetzt nach Niedersachsen, um es zu kopieren“, erklärte Huber im Gespräch. Darüber hinaus gab es weitere Erfolge wie die Verabredung zur Vereinfachung der Niedersächsische Bauordung, der Entschlackung der Vorschriften bei weiteren Initiativen und vor allem der Digitalisierung und Beschleunigung der Baugenehmigungsverfahren. Auch die Mobilisierung von Bauland soll vereinfacht und beschleunigt werden. Aber da müssen auch die Städte und Kommunen mitziehen. Immense Preis- und Zinssteigerungen Was die akuten Probleme der Wohnungswirtschaft betrifft, so spielen für den Verband die Zinsen nur eine untergeordnete Rolle: Das erste Problem, das man heute habe, seien die immensen Baukostensteigerungen inklusive der Grundstücksnebenkosten. „Wenn ich vor zehn Jahren für ein Standard-Einfamilienhaus einen Quadratmeterpreis von 1600 bis 1700 Euro hatte, so bezahle ich heute dafür rund 4500 Euro. Bei den Bestandsimmobilien ist es genauso: Häuser, die heute für 600.000 Euro über den Ladentisch gehen, konnte man vor zehn Jahren für 300.000 Euro kaufen. Ich kenne aber niemanden, bei dem sich in den letzten zehn Jahren das Gehalt verdoppelt hätte.“ Das zweite Problem seien die gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten, das dritte die nicht gestiegenen Einkommen – und erst danach kommt für Huber die Zinsbelastung ins Spiel. Es sei noch gar nicht so lange her, da lagen die Bauzinsen bei sieben Prozent, und das habe man für günstig gehalten. „Ich habe damals meine Baufinanzierung mit 5,9 Prozent abgeschlossen und mich tierisch über den billigen Zins gefreut“, so Huber. Für ihn heißt das: Der Zins selber ist nicht schuld. Was es momentanmit der Finanzierung so schwierig mache, sei die sogenannte Haushaltsrechnung, die die Banken vornehmen müssen. Dabei werde geschaut, wie viele Leute imHaushalt leben, wo hoch die Energiekosten seien etc. – und so werde jedes verfügbare Einkommen für die Finanzierung ganz schnell ganz schmal. Das mache jede Baufinanzierung tot. „Das Thema allein auf die Zinsbelastung zurückzuführen, ist sehr kurz gedacht, wird aber gern von der Politik vorgeschoben“, so der Immobilienprofi. Jede Krise birgt Chancen Doch wie können junge Familien heute noch den Weg ins Eigenheim finden? „Jede Krise hat ihre Chancen und ist auch die Zeit von Innovationen. Und eine dieser Innovationen besteht darin, einen der großen Kostenblöcke von Anfang an zu tilgen – die Energie. Mittlerweile gibt es gute Ansätze für eine fast vollständige Energieautarkie“, sagt Huber. Das BFWMitgliedsunternehmen Helma Eigenheimbau AG aus Lehrte hat schon vor mehr als zehn Jahren damit begonnen, dieses Konzept mit Prof. Ing. Timo Leukefeld und seinem Autarkieteam erfolgreich umzusetzen. Nun schließt sich ein neuer Kooperationspartner dem BWF an. Dieses Unternehmen ist in der Lage, einen Neubau in KfW40-Standard als Rohbau ab Bodenplatte für unter 1000 Euro pro Quadratmeter herzustellen. Möglich wird das durch die Verwendung bekannter Baumaterialien in einer neuen Technik. Ein zweiter Ansatz bestehe darin, möglichst wenig Technik zu integrieren. Die klassische Heizungstherme oder Wärmepumpe mit wassergeführter Heizung ist einer der größten Kostenblöcke beim Bau und später auch im Betrieb – sie kostet rund 40.000 Euro. Durch den Einsatz moderner und optimierter Infrarotheizung entfällt dieser Kostenblock. Die Verbindung der neuen Bauweise des Start-Up-Unternehmens PMFHousing mit Experten, die aus den Reihen der Kooperationspartner des BFW Niedersachsen/Bremen kommen, erlaubt ein ganz neues Denken und Umsetzen. Aber auch eine deutliche Reduktion der Bau- und späteren Betriebskosten. „Wir müssen alles tun, umweiter Wohnungsbau zu betreiben und zu ermöglichen“, so Huber. rk INFORMATIONEN www.bfw-nb.de Das gesamte Interview mit Herrn Huber finden Sie hier!

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