BWI-Bauen-Wohnen-Immobilien_Nr. 6_2022

24 Energiesparen Bauphys ik für Anfänger Wie man Schimmel in Räumen vermeidet Bei pauschalen Raumtemperaturempfehlungen ist Vorsicht geboten: 16 oder 17 Grad können in einem gut gedämmten Neubau funktionieren, in einemAltbau jedoch deutlichen Schimmelbefall hervorrufen. Das bedeutet: Jedes Haus und jede Wohnsituation haben einen individuellen Mindesttemperaturbedarf. Die geeignete Spar-Temperatur lässt sich letztlich nur indirekt und unter Berücksichtigung der Luftfeuchte herausfinden. Hierzu wird wenigstens ein Thermohygrometer im Haushalt benötigt, besser sind jedoch mehrere, also auch für Schlafzimmer und Feuchträume, da diese stärker gefährdet sind. Neben der Lufttemperatur zeigen diese auch die relative Luftfeuchte an. Um das Potential eines Hygrometers vollständig auszunutzen, sollte man sich als Bewohner: in jedoch vorab mit einer besonderen Eigenschaft der Luft befassen. Achtung Physik: Luft ist nicht gleich Luft In der Luft ist immer auchWasser in Gasform enthalten. Das Besondere ist, dass die Wasseraufnahmefähigkeit der Luft unter anderem abhängig von ihrer Temperatur ist. Bei 20 Grad passen rund 17 Gramm Wasser in einen Kubikmeter Luft – das entspricht in etwa einem geizig gefüllten 2-clSchnappsglas. Bei 12 Grad sind es dann nur noch grob 10 Gramm, die die Luft pro Kubikmeter aufnehmen kann – also nur noch ein halbes Schnappglas. Das entspräche in beiden Fällen dann 100 Prozent relativer Luftfeuchte. Wird bei 20 Grad eine Luftfeuchte von 50 Prozent in der Raummitte gemessen, bedeutet das, dass auch nur die Hälfte von 17 GrammWasser pro Kubikmeter imRaumbefindlich ist – eben 8,5 Gramm /m³. Die Temperatur ist aber nicht gleichmäßig im Raum verteilt. Zeitgleich könnenmehrere Raumtemperaturen gemessen werden – in der Raummitte zumBeispiel 20 Grad, an der Oberfläche der Wärmebrücke beispielsweise nur 12 Grad. Da die Luft bei 12 Grad nur aber etwa 10 GrammWasser pro Kubikmeter aufnehmen kann, stellen die 8,5 Gramm Wasser in der Raumluft 85 Prozent ihres Wasseraufnahmevermögens dar, was dann auch der relativen Luftfeuchte entspricht. Das ist relevant, da bauübliche Schimmelpilze ab rund 80 Prozent Luftfeuchte gedeihen. Wie warm muss es denn nun mindestens sein? Die Luft im Raum muss so warm sein, dass an der kältesten Stelle – eine Luftfeuchte von 80 Prozent unterschritten bleibt. Eine absolute Temperaturempfehlung kann es da leider nicht geben. In vielen Fällen passen 16 Grad und in genau so vielen Fällen reichen unter Umständen 18 Grad nicht aus, um Schimmelbefall zu vermeiden. An der kältesten Stelle imRaummuss dann aber die Luftfeuchtemit dem Thermohygrometer kontrolliert werden. Im Idealfall weist das Gerät einen optischen und/oder akustischen „Schimmelalarm“ auf. Der startet, wenn an der entsprechenden Stelle 80 Prozent Luftfeuchte drohen. Alarm! Luftfeuchte auf 80 %! Was nun? Heizung abstellen und so lange lüften, bis der Alarm stoppt – ambesten per Quer- oder Stoßlüftung bei weit geöffnetem Foto: Pexels / pixabay.de

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